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Kalte Füße und ab und zu auch Asche auf dem Kopf

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Kalte Füße und ab und zu auch Asche auf dem Kopf

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    Kempten (kk). Wo anderen Leuten vermutlich gehörig die Nerven flattern würden, bleibt Manfred Kleiner seelenruhig: Der 45-Jährige bugsiert sicher seinen tonnenschweren, orangefarbenen Müllwagen rückwärts durch eine lange, schmale Hofeinfahrt. Links und rechts sind keine fünf Zentimeter Platz. Doch es muss schnell gehen. Seine beiden Kollegen warten bereits mit der Mülltonne.'Mit der Zeit kennt man hier jeden Winkel auswendig', sagt Kleiner. Seit nunmehr 15 Jahren fährt der Wiggensbacher Müllwagen bei der Firma Dorr. Ein angenehmer Job - wenn man vergleicht, was seine beiden Mitfahrer auf den Trittbrettern erleben. Jürgen Sandholzers Devise lautet: 'Gut festhalten'. Nach dem Absprung in der Memminger Straße zerrt er mit Kollege Tanino Zammataro die bis zu 80 Kilo schwere Tonne auf die Schüttung. Dort wird sie per Hebel in die Höhe gehievt und entleert. Dann stellen die beiden die Tonne wieder zurück. Handgriffe, die sie auf der ersten Tour an diesem frühen Herbstmorgen noch 121 Mal erledigen werden. Im Winter wird’s noch härter für die beiden. Besonders wenn es stark schneit und so richtig kalt ist - und womöglich auch noch ein Schneepflug die vereiste Mülltonne in ein Iglu verwandelt hat. 'Nach zwei Stunden habe ich dann nasskalte Füße. Da ist eine Erkältung vorprogrammiert', erzählt Sandholzer und fügt an: 'Aber irgendwer muss es ja machen.

    ' Doch der 35-Jährige ist hart im Nehmen und liebt seinen 'Knochenjob', wie er selbst sagt. Frauen seien in dem Beruf allerdings schwer zu finden. In seiner Firma arbeite nur eine, 'und die fährt'. Es geht weiter in Richtung Innenstadt. Der kleine Computer rechts neben dem Fahrersitz zeigt eine 45 an. 'So viele Behälter haben wir heute bisher geschafft', erklärt Manfred Kleiner. Jede von seinem Team geleerte Tonne wird automatisch über einen Sensor registriert. Die Daten werden auf eine Karte übertragen und an den Zweckverband für Abfallwirtschaft weitergeleitet. Die Müllmänner bekommen diese Daten nicht. Weder den Namen der Tonnen-Besitzer bekommen sie übermittelt, noch über die Inhalte sind sie informiert. Dennoch ist dieses Registrierungssystem auch für sie wichtig: 'Es ist schon vorgekommen, dass Leute sich beschwert haben, wir hätten ihre Tonne nicht geleert. Dabei haben sie weitere Mülltüten kurz darauf in die Tonne geworfen und wollten, dass wir diese erneut holen. So wollten die sich natürlich Geld sparen', erzählt der 45-Jährige. Ab und an wird’s für die Müllmänner auch richtig ungemütlich: 'Wenn es bei der Schüttung Asche regnet', schimpft Tanino Zammataro über Bürger, die in ihre Mülltonnen das werfen, was nicht rein soll. Darum bitten die Männer, die Müllbeutel gut zu verschließen. Erleichtern könne man ihnen die Arbeit auch, indem man die Tonnen 'bis an den Straßenrand und nicht nur bis zur Hauswand stellt'. Eine rote Lampe leuchtet an dem Gerät rechts neben dem Lenkrad. 'Jetzt ist der Behälter voll', erklärt Fahrer Kleiner und lenkt sein orangefarbenes Schwergewicht in Richtung Müllheizkraftwerk in der Dieselstraße. Ein Knopfdruck genügt, um die hart erkämpfte, 11,6 Tonnen schwere Ladung wieder loszuwerden.

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