Rösser: Kaltblut statt Traktor in Halblech

5. April 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Guglhör

Andreas und Georg Echtler verzichten, wann immer es geht, auf den Einsatz von Maschinen – Sie sind lieber mit den Pferden unterwegs

Ein Leben ohne ihre Rösser können sich die Beiden nicht vorstellen. Das geben Andreas und Georg Echtler unumwunden zu. Die beiden Trauchgauer Urgesteine sind keine Männer, die den Trubel und die Schnelllebigkeit lieben. Ob auf dem Weg ins Holz oder bei landwirtschaftlichen Aufgaben – sie verzichten, wann immer es geht, auf den Einsatz von Maschinen.

Onkel und Neffe bevorzugen ihre insgesamt acht süddeutschen Kaltblüter. Übernommen haben die beiden ihre Leidenschaft aus dem jeweiligen Elternhaus. 'Schon mein Vater hatte süddeutsche Kaltblüter', erinnert sich Georg Echtler. Und auch Andreas ist die Passion angeboren: 'Seit ich denken kann, haben wir Pferde', so der 30-Jährige. Nun teilen sie diesen Lebensinhalt: In Georgs Stall am Eschenberg stehen fünf Stuten, Andreas kaufte drei Fohlen. Gemeinsam halten sie Traditionen am Leben, die andernorts schon fast in Vergessenheit geraten sind. Auch eine rund hundert Jahre alte Grote – eine einachsige Kutsche für schmale Pfade und unwegsames Gelände – haben die beiden gekauft und restauriert. Mit dem Schmuckstück ging es auf die Grüne Woche nach Berlin. Dort hat das Gefährt den einen oder anderen neugierigen Blick geerntet.

Nützlich war ihnen die Kutsche schon oft: 'Wir haben mit der Grote immer Bier auf die Rohrkopfhütte transportiert', sagt Georg. Bis vor einigen Jahren war noch kein befestigter Weg angelegt und ein anderes durchkommen gab es nicht. 'Gerade im Winter war es viel Arbeit – wenn Schnee das Durchkommen erschwert, mussten wir uns den Weg freischaufeln', so der 57-Jährige. Auch ins Holz gehen der gelernte Spengler und sein Neffe nicht mit dem Traktor. Gerade im Winter ginge es mit den Pferden einfach besser, sind sie sich einig. Dort haben sie ausnahmsweise manchmal Begleitung: Andreas Freundin Sandra Burger aus Helmenstein bei Lechbruck. Ganz ungefährlich sind die Forstausflüge nicht immer, gibt Georg zu. Denn auf dem glatten Untergrund geraten die Tiere leicht ins Rutschen.

Auch wenn die notwendige Arbeit bei den Tieren verrichtet ist, sind sie ihnen selten fern. Dann geht es für Ross und Reiter auf die anstehenden Ritte der Umgebung. Von Leonardi-, Coloman- und Georgiritt bis hin zu Umzügen auf Trachten-, Tänzel- oder Oktoberfesten: Die beiden fehlen selten auf einer Veranstaltung, die auch nur am Rande mit Rössern zu tun hat. 'Wir haben noch eine Viktoria-Kutsche', sagt Andreas stolz. Die setzt das Duo ein, wenn eine Hochzeit ansteht. Momentan macht Andreas den Kutschenführerschein. Nicht nur bei besonderen Anlässen, sondern auch in ihrer Freizeit sitzen sie auf dem Kutschbock.

'Aber fernab der Hauptstraßen – da kann man sich ja sonntags gar nicht mehr blicken lassen', spielt Georg auf die Eile der Autofahrer an. Und Hektik: Das ist nichts für die Männer.