Von Christian Steinmüller |FüssenJung, dynamisch, ehrgeizig und doch ganz normal: Das ist Anja Schmidbauer aus Füssen. Ihr knapp neun Jahre altes Fechtbuch ist bis auf die letzten Seiten mit Einträgen gefüllt, die vom Erfolg der 16-Jährigen zeugen. Zahlreiche Meisterschaften und Erstplatzierungen hat sie in der Tasche. Ihre Schublade im Zimmer quillt vor Pokalen und Medaillen über. Und mit den Urkunden könnte sie ganze Wände tapezieren. Doch in ihren vier Wänden hängen dann doch lieber Poster - sie ist eben ein Teenager. "Ganz normal, relativ ehrgeizig, zielstrebig und ein Faible für Kunst und Sprache" - so charakterisiert sich Anja in leicht schüchterner Art selbst. Ein paar Freunde, der Freund, Chatten, stundenlange Telefonate, Bummeln und Feiern gehören ebenso zu ihrem Alltag wie das Florett und der Degen.
Damit hantiert die zierliche Gymnasiastin seit fast neun Jahren. "Meine Mama hat mich damals darauf gebracht. Am Anfang ging es noch gar nicht so ums Fechten, aber dann hat mich der Ehrgeiz gepackt", sagt sie schmunzelnd.
Ihr Ehrgeiz war es auch, der die Schülerin eine Weile von der TSG Füssen zum TV Kaufbeuren trieb. "In Füssen war damals recht wenig los und es gab nur wenig Mitglieder. Dann bin ich nach Kaufbeuren und dort für Baden-Württemberg angetreten. Fechten wurde dort besser gefördert." Doch trotz all des Ehrgeizes, der Medaillen und der Pokale blieb der Teenager auf dem Boden und sagte das Angebot eines Sportinternats ab. "Die trainieren da ständig, den ganzen Tag, auch zwischen den Schulfächern. Das muss man schon wirklich wollen", rechtfertigt sie die Entscheidung.
Die 16-Jährige will ihr Leben lieber so genießen, wie es jetzt ist, und später ihr Geld als Architektin auf kreative Weise verdienen. Außerdem ist die Zeit jetzt schon knapp. Dreimal die Woche Training plus Turniere am Wochenende belegen viel Platz im Terminkalender der jungen Fechterin. Was ihr aber nichts ausmacht, weil "es sowieso Alltag ist", bringt die Freundinnen gelegentlich zum Nörgeln: "Ja, die sind manchmal enttäuscht, dass ich am Wochenende weg bin", räumt Anja mit einem kleinen Lächeln ein. Auch ihr Freund hat mit der raren Freizeit der Freundin zu kämpfen. Er muss sich zwischen Schule, Freundeskreis und Sport seine Nische suchen. "Er muss damit leben", sagt sie lachend.
Denn dem Sport den Rücken zu kehren, um mehr Zeit zu haben, kann sie sich nicht vorstellen. Dafür machen ihr das Vereinsleben sowie die Reisen zu den Turnieren einfach zu viel Spaß. Anja Schmidbauer ist ganz normal, aber eben auch jung dynamisch und bisschen ehrgeizig.
