von andreas pfeffer |Kempten"Hier beim Turnier in Kempten will ich die Zeit einfach genießen und gut Tennis spielen. In den vergangenen Monaten hatte ich genug Druck", sagt Jun-Chao Xu. Mit diesem Druck meint er das unbedingte Siegen wollen bei Turnieren, um doch noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking zu schaffen. Dies hat der 19-jährige Chinese letztlich knapp verpasst - auch wegen zu vieler Niederlagen im Vorfeld von Olympia 2008.
Zu Peking hat Xu dennoch eine besondere Affinität. Derzeit wohnt und trainiert er in der 15 Millionen Einwohner-Metropole. Finanzielle Unterstützung erhält er dabei aber weniger vom chinesischen Verband, als von einem Sponsor aus der Bau-Branche. "Der Verband steckt fast das ganze Geld in die Förderung der Frauen. Dort hat er sich mehr gute Resultate für Peking erwartet", sagt Xu. Sein Sponsor hat ihm aber einen Trainer zur Seite gestellt.
Mit dem Franzosen Christophe Lambert arbeitet er hart an der Verbesserung seines Spieles. Derzeit ist Xu die Nummer 608 in der Weltrangliste - zugleich seine bisher beste Platzierung. Potenzial nach oben hat der Chinese zumindest nach Ansicht seines Trainers. "Er wird vielleicht kein Top-Ten Spieler, aber sonst stehen ihm alle Wege offen", so der mittlerweile auch in Peking lebende Lambert.
Bereits drei Jahre in Deutschland
Sein Aufenthalt im Allgäu ist nicht sein erster Aufenthalt in Deutschland. Bereits mit 13 Jahren kam der stets freundliche und höfliche Xu für drei Jahre nach Konstanz an den Bodensee. Grund war natürlich Tennis. Mit anderen chinesischen Nachwuchsspielern trainierte er dort. Deutsch spricht er trotz der längeren Deutschland-Erfahrung nicht. "Wir haben in unserer Gruppe nur chinesisch gesprochen, sogar mit unserem deutschen Trainer", so der Chinese in bestem Englisch während des Interviews.
Dass er kein deutsch spricht, habe nichts damit zu tun, dass es ihm hier nicht gefallen habe. "Wir haben hier viel ruhiger gelebt als in China und konnten uns nur auf unseren Sport konzentrieren", so Xu. Auch in Kempten gefalle es ihm: "Schönes Wetter, freundliche Leute, ein guter Klub. Was will man mehr."
Einziger Wermutstropfen für ihn ist, dass sein Landsmann Yan Bai nicht nach Kempten kam. Bai - der derzeit beste Chinese in der Weltrangliste und Davis Cup-Spieler seines Landes - hatte ebenfalls für den Minimax-Cup gemeldet. Wegen einer Verletzung flog er aber am vergangenen Wochenende zurück nach China.
Für Xu ist die Europa-Reise nach Kempten nicht beendet. Nächste Woche spielt er in Frankreich, dann erst geht es zurück nach Peking. Er will sich dort für das Hauptfeld beim ATP-Turnier qualifizieren.
In der ersten Runde in Kempten war Xu schon erfolgreich: Gegen Daniel Winnewisser aus Deutschland siegte er in zwei Sätzen.