Meinungsaustausch Unsere Zeitung bringt Bürgermeister Schäfer und junge Leute zusammen - Reizthema Störsender">

Artikel: Jugendliche: "Wo sollen wir denn hin?"

1. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Meinungsaustausch Unsere Zeitung bringt Bürgermeister Schäfer und junge Leute zusammen - Reizthema Störsender

Von Sylvia Rustler | Ottobeuren "Wo sollen wir denn hin?" fragt Regina Reichle und sieht Bürgermeister Bernd Schäfer eindringlich an. "Wir haben überhaupt keine andere Möglichkeit, als uns auf dem Marktplatz zu treffen." Elf Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sitzen im Rathaus mit dem Bürgermeister zusammen und kritisieren, dass der Gemeindechef die Jugendtreffs mit dem Hochfrequenz-Summer "Mosquito" zerstreuen wollte. Man habe sie wohl "loswerden werden wollen wie lästige Insekten".

Für allgäuweiten Wirbel gesorgt hat Ottobeurens Bürgermeister Bernd Schäfer mit einem Störgeräusch-Sender, den er am Rathaus installiert hat, um junge Leute zu vertreiben. Wie berichtet, gab es auf dem Marktplatz und im Silachweg des Öfteren Probleme mit Alkohol trinkenden Gruppen. Man dürfe nicht alle über einen Kamm scheren, ärgern sich Jugendliche, die regelmäßig vor dem Rathaus zusammenkommen. Unsere Zeitung hat sie mit Schäfer an einen Tisch gebracht.

Die Jugendlichen räumen ein, dass es in Ottobeuren sicher junge Leute gibt, die sich "aufführen". Aber es seien nicht alle so, die sich in der Ortsmitte treffen. Man könne doch nicht pauschal von "sozial schwierigen Personen" sprechen, ärgert sich Melanie Vögele.

Damit habe er nur diejenigen gemeint, die unter Alkoholeinfluss Passanten anpöbelten, Lärm machten und randalierten, sagt Schäfer und hört sich das Problem der jungen Leute aufmerksam an.

Das schildern diese so: Da das Jugendhaus nur bis um 20 Uhr geöffnet hat, bleibe ihnen nichts anderes übrig, als sich danach irgendwo draußen zu treffen. Denn viele Bars seien mittlerweile Raucherclubs und da hätten unter 18-Jährige keinen Zutritt. Aber was soll man in so einem kleinen Ort ohne Auto sonst abends machen? "Man hat hier null Chancen ein bisschen wegzugehen", so Regina Reichle. Deshalb wünschen sich die Jugendlichen einen Raum, in dem sie sich zusammensetzen können. Sie seien deswegen mehrmals im Rathaus gewesen, aber es sei nie eine Reaktion gekommen.

Von Anfragen nach einem Raum in jüngerer Vergangenheit wisse er nichts, sagt Schäfer. Am Skaterplatz hätte man vielleicht "eine Bude" aufstellen können. Der Gedanke sei jedoch verworfen worden, da schon der Platz "nicht pfleglich" behandelt werde. Außerdem ist es nach Schäfers Worten nicht so einfach, neben dem Jugendhaus - das ja bereits als Treff gedacht sei - einen weiteren, womöglich unbetreuten Raum zur Verfügung zu stellen. Er sieht die Gefahr, "dass das Ganze aus dem Ruder läuft".

Die jungen Ottobeurer wären schon damit zufrieden, wenn das Jugendhaus länger geöffnet hätte: "Unter der Woche reicht bis 20 Uhr, da müssen wir ja am nächsten Tag früh aufstehen", sagt Natalie Hornung. Dafür sollte der Treff aber samstags bis 22 Uhr und in den Ferien öfter auf sein.

Außerdem kritisieren sie, dass das Haus "immer mehr verkommen" und eine Renovierung seit langem auf sich warten lasse. "Dabei würden wir alle helfen", sagt Natalie Hornung, "man bräuchte uns nur Farbe hinstellen".