Kempten (pa). - 'Das sind Ansätze,' sagte der Jugendamtsleiter, 'wie sie nach realistischer Kalkulation notwendig wären.' Was davon bei den Haushaltsberatungen übrig bleibe, sei allerdings offen. Realistisch betrachtet müsste die Stadt nach den Anforderungen des Amtes heuer für den Jugendbereich rund 1,6 Millionen Euro oder gut 16 Prozent mehr aufbringen als im vergangenen Jahr. Allzu viel wegstreichen kann der Finanzausschuss aber nicht, denn überwiegend geht es um gesetzlich vorgeschriebene Pflichtaufgaben. Zieht man die Einnahmen ab, die nicht einmal ein Zehntel der Gesamtausgaben decken, dann hat die Stadt im vergangenen Jahr aus eigener Tasche 9,6 Millionen Euro zum Etat des Jugendamtes zugebuttert. Für den Haushalt 2003 hat Amtschef Benedikt Mayer 11,2 Millionen Euro aus dem Stadtsäckel beantragt. Der Löwenanteil dieser Summe entfällt auf die beiden Bereiche Kindertagesstätten und Jugendhilfen. So betragen allein die Personalkosten- und sonstigen Zuschüsse an Kindergärten und -horte rund vier Millionen Euro. Noch drastischer klettern die Ausgaben bei den Jugendhilfen, laut Anforderung des Jugendamtes fast sieben Millionen Euro. Zwar sinken die Ausgaben für den größten Einzelbrocken in diesem Bereich, die Heimerziehung, ein wenig auf gut zwei Millionen Euro. Doch verlagert sich das, so Mayer, nur auf andere Hilfsformen. Bei steigender Tendenz und zunehmenden 'Fallzahlen'. So zeichnet sich allein für die sozialpädagogische Familienhilfe ein Mehrbedarf von 270000 Euro ab. Durch diese präventive Arbeit in den Familien, so Mayer, könne in manchen Fällen eine Heimunterbringung von Kindern verhindert werden. Enorm gestiegen sind auch die Kosten für 'intensive sozialpädagogische Einzelmaßnahmen': Im Haushalt 2002 waren dafür 250000 Euro angesetzt, tatsächlich verbraucht wurden aber 650000 Euro. Für dieses Jahr hat das Jugendamt 700000 Euro angefordert. Dabei handelt es sich, so Mayer, um 'einen letzten Hilfeversuch' für junge Menschen, die in der regulären Heimerziehung scheitern. Der kleinste Bereich im Jugendamtsbudget (wobei allerdings die Personalkosten nicht enthalten sind) ist die Jugendarbeit mit rund 300000 Euro. Hier wurden verwaltungsintern die ursprünglichen Anforderungen des Jugendamtes (beispielsweise für Jugendbildung und Erholungspflege) inzwischen um zehn Prozent gekürzt. Trotzdem liegen sie noch über den Ansätzen des Vorjahres. Auch der Stadtjugendring, der heuer zunächst 763000 Euro bekommen sollte, hat eine Kürzung um 25000 Euro hinnehmen müssen.
Prävention: Wer soll das bezahlen? Im Jugendhilfeausschuss, der den Haushalt schließlich einstimmig begutachtete, wurde mehrfach verstärkte Vorbeugung in der Jugendarbeit angemahnt. Vernünftige Prävention, entgegnete OB Dr. Ulrich Netzer, müsse unten an der Basis geschehen. Freilich habe man dafür kein Geld, 'weil immer mehr staatliche Aufgaben von oben nach unten gedrückt werden'. Ein Problem ist laut Netzer auch, 'dass sich die freien Träger langsam aus der Prävention zurückziehen.'