Energie: Josef Dennenmoser betreibt seit zehn Jahren eine kleine Wasserkraftanlage in Weiler

3. Mai 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
matthias becker

'Ich bin meines Wissens der Einzige, der an der Rothach ein Wasserkraftwerk betreibt', sagt Josef Dennenmoser. Seit zehn Jahren steht und arbeitet die kleine, fast schon unscheinbare Anlage in Bremenried (Weiler-Simmerberg) vor sich hin – nur wenige Meter hinter der Stelle, an der Rothach und Hausbach zusammenfließen. Geplant und gebaut hat sie der 48-jährige Ingenieur aus Leutkirch selbst. 'Es ist eine ganze alte, einfache Technik – sehr massiv und sehr robust', erklärt er. Um zu zeigen, wie diese funktioniert, öffnet er beim 'Tag der Allgäuer Wasserkraft' am kommenden Samstag die Tür zu seiner Anlage – als einzige im gesamten Westallgäu.

Dass Dennenmoser überhaupt auf die Idee gekommen ist, ein Wasserkraftwerk zu bauen, liegt wohl in der Familie. Sein Großvater war Müller – und daher rührt wohl die Vorliebe für Wasserräder. 'Ich bin ein Nostalgiker', räumt er ein. 1998 hat er die Genehmigung zur Errichtung des Wasserkraftwerkes erhalten. Sie gilt 30 Jahre lang. Allerdings ging die Anlage erst 2002 ans Netz.

Umgerechnet 230 000 Euro hat Dennenmoser hineingesteckt. 'Der Ertrag ist kleiner, als ich gedacht hätte', stellt er fest. Im Schnitt produziert die Turbine zwischen 80 000 und 120 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, die ins Netz der Vorarlberger Kraftwerke (VKW) eingespeist und laut Dennenmoser direkt vor Ort auch verbraucht werden. Damit können 20 bis 30 Haushalt versorgt werden.

Vergangenes Jahr sie die Ausbeute mit lediglich 50 000 Kilowattstunden allerdings vergleichsweise schlecht gewesen.

Als Vergütung bekommt er 7,67 Cent pro Kilowattstunde von der VKW. 'Damit bin ich sehr zufrieden', meint er. Andere Stromanbieter würden schlechter zahlen. Er muss es wissen: Der 48-Jährige ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg – und hat gleich noch eine interessante Statistik parat: Um 1920 habe es in Deutschland rund 80 000 Wasserkraftwerke gegeben – heutzutage seien es nur noch etwa 7500, bedauert Dennenmoser.

'Ich plane nur die Anlagen, die ich selber auch betreibe', sagt der Ingenieur. Neben der in Weiler sind es noch zwei weitere: die 2001 errichtete in Endersbach an der Rems (bei Stuttgart) und die 2003 gebaute in Ebersbach an der Fils (bei Göppingen). Für eine weitere in Norddeutschland wartet er seit sechs Jahren auf die Genehmigung.

Damit er nicht wegen jeder Kleinigkeit extra von Leutkirch nach Weiler fahren muss, wird Dennenmoser unterstützt von Thomas Vogel und Josef Hörstmann. Dennoch ist er alle zwei bis vier Wochen vor Ort, um zu schauen, ob die Turbine richtig läuft, der Riemenantrieb funktioniert oder der Rechen mit den 20 Millimeter großen Löchern nicht verstopft ist, der Holz und sonstigen Dreck fernhalten soll – und auch Fische abhält, für die extra an der anderen Seite des Baches ein Fischpass errichtet wurde, mit dem sie die Stelle passieren können.

Wenn Dennemoser so erzählt, packt ihn immer wieder die Nostalgie. 'Ein Wasserrad würde noch viel schöner ausschauen', schwärmt der 48-Jährige. Und es wäre auch effektiver, denn während die Turbinen bei weniger als 300 Litern pro Sekunde nicht mehr richtig laufen, würde sich das Rad auch bei einer geringeren Fließmenge drehen, fügt der Fachmann an, der natürlich auch großen Wert auf den ökologischen Aspekt legt: 'Man kann ein Kilo Kohle oder Öl nur einmal verbrennen – hier verbraucht man keine Ressourcen.' Im Gegenteil: Nachdem es die Turbine durchflossen hätte, sei das Wasser sogar stärker mit Sauerstoff angereichert. Das sieht er als Aufwertung.

Termin: 'Tag der Allgäuer Wasserkraft' am kommenden Samstag, 5. Mai, von 11 bis 16 Uhr.