Thomas (dumpf): "Jetzt reißts as naus in dSchandt!" Mit diesen Worten des Paulimann genannten Gütlers Thomas Mayr (Horst Klüpfel) endet der 1912 uraufgeführte Dreiakter des bayeri-schen Volksschriftstellers Ludwig Thoma. Augenblicke zuvor hat er seine Leni genannte, "gefallene" Tochter Magdalena (Thaya Klüpfel) eigenhändig erstochen. Zu Mitleid und Erbarmen nicht fähig, gibt der Vater dem Druck des Dorfes nach. Seine ausweglose soziale und persönliche Situation ist zutiefst tragisch. Das Dramenmotiv der Ermordung der Tochter durch den Vater reicht bis in die römische Antike zurück, steht in großer literarischer Tradition.
In der Produktion des TSV Altusried im Theaterkästle wird Leni "am Schub" (von Gendarmen also) aus der Stadt zurück ins Dorf gebracht. Dort war sie, um ihr Sparbuch geprellt, so in Not geraten, dass sie sich minderjährig prostituieren musste. Im Dorftratsch - typisch hierfür die Taglöhnerin (Claudia Unterreiner) - schwätzen sich die Leute scheinheilig die Münder fransig, ohne ganz konkret darüber zu sprechen. Nach Mutter Marianns (Maria Kammel) Tod, die von Anfang an in unheilvoll-schwermütiger Atmosphäre auf dem Totenbett leidet, stellt der Vater die Leni unter Hausarrest. Sie leben isoliert auf dem Hof, während draußen im Dorf das vom Bürgermeister eigennützig angefachte Haberfeldtreiben (Hetzkampagne) an Stärke zunimmt.
Wie ein Lauffeuer spricht sich herum, dass ein Bauernbursche (Fabian Klarer) bei Leni erfolgreich gefensterlt hat. Dass Leni den Burschen um ein paar Mark gebeten hat, um das Dorf verlassen zu können, bringt das Fass zum Überlaufen. Der Vater, zutiefst deprimiert, erstarrt förmlich.
Lieder brechen die Schwermut
Von der Textvorlage abweichend, hat die erstmals eigenverantwortlich Regie führende Theaterwissenschaftlerin Johanna Mayer einen Musikanten (Wolfgang Hauke) aufgenommen. Ein kluger Schachzug! Seine einfühlsam sacht mit Akkordeon gespielten Lieder brechen die übermäßig naturalistisch wirkende Schwermut, lockern das Stück wohltuend auf. Mit "Muss i denn zum Städtele hinaus" wird Lenis Ablehnung durch die Dorfgemeinschaft untermalt. Das weihnachtliche Wiegenlied "Still, still, still, weils Kindlein schlafen will" verweist auf die innige Mutter-Tochter-Beziehung.
Nicht unproblematisch ist die künstlich erzeugte Sprache der Inszenierung. Das im Original waschecht und homogen wirkende Oberbayerisch wurde von Mayer ins Hochdeutsche übertragen, um es dann mit Allgäuer Zungenschlägen sprechen zu lassen.
Die Intensität, auch hinsichtlich nötiger Lautstärke, war naturgemäß sehr unterschiedlich. Damit ist die Soufflage stark gefordert. Zu dominant platziert, hätte sie dezenter wirken sollen.
Anlässe für Szenenapplaus bietet das Stück kaum. Entsprechend lang anhaltend war der Schlussapplaus. Überschwänglich begeistert wirkte er jedoch nicht.
Weitere Aufführungen von "Magdalena" am 8., 9., 10., 15., 16., 17., 28., 29. und 30. April (jeweils 20 Uhr). Karten unter Telefon 01805/592200.