Allgäu (dam). - Der 43-jährige Herbert Schmölz (Name von der Redaktion geändert) verkörpert wohl das, was man im Berufsleben landläufig als ' erfahrenen Mann' bezeichnet. Seit 15 Jahren arbeitet der Oberallgäuer als kaufmännischer Angestellter in einem mittelständischen Zulieferbetrieb für die Automobilbranche. Er gilt als zuverlässig und ist bei den Kollegen wegen seiner fachlichen Kompetenz angesehen. Während er jedoch früher stets voller Enthusiasmus in die Firma fuhr, schleppt er seit einem dreiviertel Jahr häufig einen zuvor nie gekannten Frust mit ins Büro. 'Ich habe einfach das Gefühl, nicht mehr weiterzukommen', sagt Schmölz. Und so reifte in ihm über Monate die Bereitschaft, 'zu neuen Ufern aufbrechen zu wollen'. Herbert Schmölz will die Herausforderung annehmen und nach Jahren der immer gleichen Tätigkeit den Beruf wechseln. An Menschen wie ihn richtet sich unter anderem die Allgäuer Berufsoffensive (siehe Fakten Box). Zum Beispiel wird wechselwilligen Arbeitnehmern die Möglichkeit geboten, mit einem am Ostersamstag, 15. April, in unserer Zeitung erscheinenden Persönlichkeitstest herauszufinden, welche Möglichkeiten der Neuorientierung sich konkret bieten. Warum auf einmal alles hinter sich lassen, die vertraute Arbeit, die Kollegen, den über Jahre liebevoll dekorierten Schreibtisch? 'Das Ganze war ein schleichender Prozess und letztlich eine Kombination mehrerer Gründe, die zu dem Entschluss geführt haben', sagt Schmölz. Eine Mischung aus 'undefinierbarer Unzufriedenheit' und dem Gefühl, das Entscheidungen in der Abteilung gegen ihn laufen. Gleichzeitig fühlte er sich in der Lage seine Arbeit 'quasi im Schlaf' bewältigen zu könne.
'Da kam nichts Neues mehr für mich', sagt der 43-Jährige. Statt sich in der Bequemlichkeit einzurichten, verfolgte Schmölz einen anderen Gedanken: 'Die Welt ist zu bunt, um ein Leben lang die gleiche Arbeit zu machen.'Schmölz machte sich daran 'Bewusstseinsfindung' zu betreiben, wie er das nennt. Was macht Spaß im Beruf, was nicht? Wie soll die regionale Ausrichtung sein, das Arbeitsumfeld, würden Frau und Kinder einen Ortswechsel mittragen? 'Vor allem muss man hundertprozentig ehrlich zu sich selbst sein', hat der Familienvater erkannt. Herbert Schmölz engagiert sich in der Vorstandschaft eines Sportvereins, spielt in einer Blasmusikkapelle und hat durch seine Aktivitäten viele Freunde in seinem Wohnort gefunden. 'Das alles aufzugeben und meine Heimat zu verlassen würde mir sehr schwer fallen', sagt der gebürtige Oberallgäuer. Die Konsequenz: In seiner Suche nach einer neuen Arbeitsstelle beschränkt sich der 43-Jährige auf das Allgäu und angrenzende Landkreise. Erst seit wenigen Wochen betreibt Schmölz die Suche intensiv. Und nach dem Studium der angebotenen Stellen in Zeitungen und Internet hat er festgestellt: 'Es gibt nicht so viel, das auf mich passt.' Doch setzt der Wechselwillige noch auf eine andere Karte: Die Initiativbewerbung. 'Ich kenne einige Ansprechpartner von Firmen aus der Region.' Und so hofft er, dass sich über seine Beziehungen vielleicht recht zügig eine Wechselmöglichkeit ergibt. Bis dahin will Schmölz über seine Absichten in seiner jetzigen Firma Stillschweigen bewahren - und sich gleichzeitig auf ein mögliches Vorstellungsgespräch vorbereiten. Etwa auf dem Seminartag der Allgäuer Berufsoffensive. 'Meine letzte Bewerbung liegt 15 Jahre zurück. Da schadet es sicher nichts, sich auf den neuesten Stand bringen zu lassen.'