Von Stefan Binzer, Lindau/Allgäu - Menschen mit Behinderungen sind oft krank und für einen Betrieb teuer - und wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert, kriegt man sie nicht mehr los 'Falsch', sagt dazu Markus Anselment, Geschäftsführer des Industrie- und Handelsgremiums Lindau. Um die Vorurteile und Ängste vieler Chefs vor Jobs speziell für Behinderte aus der Welt zu schaffen, wird es am Mittwoch, 5. Oktober, im Lindauer 'Haus der Wirtschaft' eine kostenlose Informations-Veranstaltung für Unternehmer und Personal-Leiter geben. Die Unsicherheit beim Thema 'Menschen mit Behinderung im Beruf' ist laut Anselment auf Seiten der Unternehmer relativ groß. Viele Handwerksmeister oder Abteilungsleiter hätten auch gar nicht die Zeit, nach einem langen Arbeitstag sich abends noch schlau zu machen, welche rechtlichen Bestimmungen bestehen, wo Behinderte einzusetzen sind, wie der Arbeitsplatz gestaltet sein soll oder welche Zuschüsse es gibt. Dabei liegt das Geld fast auf der Straße: Weil viele Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten lieber eine Strafe zahlen (Integrations-Abgabe) als einen Behinderten einzustellen, sind die Finanztöpfe ziemlich voll. Allein im Bezirk Schwaben kommen auf diese Weise zwischen 14 und 15 Millionen Euro zusammen, wie Ursula Krieger, Behinderten-Beauftragte der Stadt Lindau erklärt. Dieses Geld verwendet die Regierung von Schwaben wiederum, um Behinderte in Betrieben unter zu bringen. Zuschüsse gewähren auch die Arbeits-Agenturen oder Rentenversicherer. Für Arbeitgeber, die einen behinderten Arbeitslosen einstellen, gibt es bis zu 70 Prozent Zuschuss auf den Brutto-Lohn, erläutert Hannes Bader von der Agentur für Arbeit Kempten. Ferner erhält das Unternehmen für die Umgestaltung des Arbeitsplatzes hohe Unterstützung. 'Das kann im Ausnahmefall sogar mal 100000 Euro übersteigen', sagt Bader, falls etwa für einen Rollstuhl-Fahrer ein Lift eingebaut werden muss. Die Informations-Veranstaltung in Lindau will auch mit dem Vorurteil aufräumen, Behinderte seien öfter krank als gesunde Mitarbeiter. 'Denn die Statistik belegt das Gegenteil. Behinderte sind sogar weniger krank als ihre nichtbehinderten Kollegen', weiß Anton Ziegler, Behinderten-Beauftragter des Landkreises Lindau. Und wenn ein Behinderter partout nicht mehr in den Arbeitsablauf zu integrieren ist, sei eine Trennung in Absprache mit dem Integrationsamt durchaus möglich.
Berater kommen in die Betriebe Dass ein großes Informationsdefizit auf Seiten der Arbeitgeber besteht, räumt auch Peter Bürklin, Kreishandwerksmeister in Lindau, ein. Aber die Handwerkskammer bietet Malermeistern, Bäckern oder Schreinern Hilfe an: 'Die Berater kommen in die Betriebe, um zu sehen, was alles zu machen ist' (Bürklin). i Informations-Veranstaltung 'Menschen mit Behinderung im Beruf', Mittwoch, 5. Oktober, 17 Uhr im Lindauer 'Haus der Wirtschaft' mit Beispielen von Liebherr Aerospace Lindenberg und Malermeister Remig aus Sigmarszell. Anmeldung unter Telefon (08382) 9383-11, Fax 9383-73 oder elvira. keckeisen@schwaben. ihk. de