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Jetzt Reh statt Rind im Walsertal

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Jetzt Reh statt Rind im Walsertal

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    Bürgermeister der Exklaven: Zollanschluss-Vertrag lässt Wiener Import-Verbot nicht zu Von Wilfried Gehr und Jürgen Stöcker Kleinwalsertal/Jungholz Die Geschichte wiederholt sich: Immer wieder mal in den vergangenen hundert Jahren waren das Kleinwalsertal und Jungholz während politischer Irrungen und Wirrungen isoliert. Gestern schien es wieder einmal so weit. Das von der österreichischen Regierung verhängte Importverbot für deutsches Rindfleisch traf die vom Oberallgäu abhängigen österreichischen Exklaven in Mark und Bein. Deren Bürgermeister widersetzten sich dem Befehl aus Wien mit Hinweis auf den Staatsvertrag von 1891 (Siehe Das aktuelle Thema) Und wie reagieren die Menschen in den Zollanschlussgebieten Tirols und Vorarlbergs?Im Kleinen Walsertal sind viele Kunden verunsichert. So verzichten die meisten in der Metzgerei Koller ganz auf den Kauf von Rindfleisch, erzählt Filialleiter Oswald Breitenberge. Bei der Wurst gehen hauptsächlich jene Sorten ohne Rindfleisch und darauf weist er in der Auslage deutlich hin. Der 41-jährige Metzgermeister selbst isst weiterhin Rind, denn ich vertraue auf unsere Lieferanten und weiß, dass bei uns jedes Stück Fleisch getestet ist. So locker sehen das offenbar die Kunden nicht, denn für Weihnachten geordertes Rindfleisch wurde bereits abbestellt. Stattdessen greifen Hausfrauen und Gastronomen auf Geflügel- oder Schweinefleisch zurück. Auch in der Feneberg-Filiale spüren die Verkäuferinnen Kunden-Zurückhaltung bei Rindfleisch und Wurstwaren. Dort greift sich beispielsweise Hausfrau Ute Kromp zwei Hähnchen aus der Gefriertruhe.

    Vielleicht hätte ich früher statt dem Geflügel einen Rinderbraten oder ein Steak mitgenommen, doch seit dem BSE- Theater haben wir in der Familie den Speiseplan total umgestellt. So gibts bei Kromps an Weihnachten heuer Reh statt Rind. Die Rindsrouladen daheim in der Gefriertruhe werden wir aber wohl noch essen, denn die sind von einem Bauern aus Österreich, den ich gut kenne. Bei Regina Kögler und ihrer Familie dagegen wird es ab sofort keinerlei Rindfleisch mehr geben das bin ich meinen Kindern David und Johannes schuldig. Peter Tanzinger vom Riezler Hof merkt noch kein verändertes Gäste-Verhalten: Die Rinderkraftbrühe wird nach wie vor angeboten und auch bestellt. Wir werden aber trotzdem die Speisekarte und auch das Frühstücksbuffet verändern. Künftig wird es keine Streichwurst und auch keine Rinderleber mehr bei uns geben, es sei denn, dass ein Gast darauf besteht, entschied Peter Tanzinger spontan. Im Schnellrestaurant Schmankerl ist bisher keine Veränderungen der Essgewohnheiten festzustellen. Wir verwenden seit Jahren nur ausländisches Rindfleisch und unsere Gäste haben keine Bedenken, erzählt Grillmeister Heiko Teufel und wirft den nächsten Hamburger auf den Rost. Jagdobmann Alexander Ritsch berichtet, daß sämtliches Wild aus der Region bereits verkauft ist. Er selbst hält das österreichische Importverbot für deutsches Rindfleisch für Quatsch, denn man kann sich nicht mehr abgrenzen. Zuhause in Wuppertal hat die Familie Steinberg voll auf Pferdefleisch umgestellt, und während der Ferien essen wir nur bei Walsertaler Wirten, denen wir vertrauen. Wir sind, wie die meisten Menschen, traurig über die Situation. Ganz anders der Urlauber aus Wien, Heiko Sternmann, der sich sogar über das Importverbot freut: Das ist unsere Antwort auf die

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