Memmingen | Von Helmut Kustermann: "Jetzt nicht in Hektik verfallen"

2. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Weinmarkt - Im Stadtrat gehen die Meinungen weit auseinander

Der umgestaltete Weinmarkt polarisiert im Stadtrat: Für die einen "normalisiert sich die Situation zusehends", die anderen sprechen von "Halbheiten, die zu nichts führen". Für Irritationen in der Bevölkerung sorgt vor allem der Übergang zwischen Weinmarkt und Fußgängerzone. Vielen ist dort nicht klar, ob Autofahrer oder Fußgänger Vorfahrt haben. Für den Stadtrat sei es jetzt das "Allerwichtigste, nicht in Hektik zu verfallen", so CSU-Fraktionschef Stefan Gutermann.

Nach Gutermanns Ansicht ist es für grundlegende Änderungen noch zu früh. Als Sofortmaßnahme könnte er sich höchstens vorstellen, die Parkplatz-Markierungen stärker hervorzuheben. Wildes Parken ist ein großes Problem auf dem Weinmarkt. Grundsätzlich stellt Gutermann fest, dass es "keine Lösung ohne die Anlieger" geben dürfe. Eine Umwandlung des Weinmarkts in eine Fußgängerzone ist für den Christsozialen "nur sehr schwer vorstellbar".

Ähnlich äußert sich SPD-Fraktionsvorsitzender Werner Häring: "Die Ost-West-Durchfahrt soll erhalten bleiben." Man müsse dem Autofahrer das Gefühl geben, in die Innenstadt fahren zu können. Und es sei auch nicht sinnvoll, den Verkehr auf Luitpoldstraße und Schrannenplatz zu verlagern. Diese Routen wären nach Härings Meinung dann zu stark belastet.

"Die Dinge, die der Stadtrat beschlossen hat, müssen jetzt auch umgesetzt werden", fordert Wolfgang Courage, Fraktionschef beim Christlichen Rathausblock. Für ihn bedeutet das, gegen wildes Parken und zu schnelle Autofahrer konsequent vorzugehen. "Man muss der Bevölkerung signalisieren, dass es so nicht weitergehen kann."

Fraktionsvorsitzender Albert Heuß von den Freien Wählern spricht sich dafür aus, die Entwicklung am Weinmarkt "noch ein halbes bis ein Jahr zu beobachten. Ich bin nicht für Schnellschüsse". Auf lange Sicht "wäre es mir persönlich lieber, wenn der Weinmarkt ganz autofrei würde". Aber dazu gebe es schon in seiner Fraktion unterschiedliche Meinungen.

Die ÖDP werde einen früheren Antrag nochmals stellen, kündigt Fraktionschef Dr.Dieter Buchberger an. Es geht darum, die Parkplätze zu streichen und stattdessen Spielgeräte aufzustellen. Ausgenommen wären Stellflächen für Behinderte. Für Buchberger ist es auch denkbar, nur noch Busverkehr auf dem Weinmarkt zuzulassen.

Für den Weinmarkt als Fußgängerzone plädiert Gruppensprecher Herbert Diefenthaler (Grüne). Er sehe sich in seiner Meinung bestätigt, dass "jeder Euro umsonst ausgegeben wird, wenn es keine grundlegende Änderung gibt". Es sei ja schließlich auch möglich, den Weinmarkt mit dem Öffentlichen Personennahverkehr und mit Taxis zu erreichen.

Eine gegenteilige Meinung vertritt Gruppensprecher Albert Schweiger (FDP): Zugunsten des Einzelhandels, der sich in einer schwierigen Situation befinde, müssten die Stellplätze erhalten bleiben. Ein Parkhaus zwischen Lindauer Straße und Bach würde nach Schweigers Ansicht ebenfalls zu einer Belebung der Innenstadt beitragen.