Die Ereignisse nach dem Letzten Abendmahl. Von Herbert Wittmann Leuterschach Im 15. und 16. Jahrhundert, aber auch noch in der Barockzeit, entstanden vor allem in Süddeutschland plastisch-architektonische Ölberggruppen als besondere Andachtsbilder. Sie dienten zur Veranschaulichung der dramatischen Ereignisse nach dem Letzten Abendmahl, von denen alle vier Evangelisten berichten. Eine solche Gruppe ist im Leuterschacher Leichenhaus zu sehen.
Jesus, der seinen nahen Tod voraussah, ging zum Garten Gethsemane am Ölberg, um zu beten. Nur Petrus, Jakobus der Ältere und Johannes begleiteten ihren Herrn. Während Jesus im Gebet mit seiner Todesangst rang, übermannte die drei Jünger immer wieder der Schlaf. Die Gebetsworte Christi mündeten in der Bitte, der 'Kelch' (des Leidens) möge an ihm vorübergehen. 'Kelch' wird hier, wie im Alten Testament, als Sinnbild für den Zorn oder das Gericht Gottes gebraucht; im Neuen Testament wird der Kelch zum Symbol der göttlichen Gnade. Beide Vorstellungen durchdringen sich, wenn ein Engel Christus, dem in Todesangt der Schweiß wie Blutstropfen von der Stirn rinnt, den Kelch darreicht.
Die Ölberggruppe
Auch in unserer Gegend haben einige Ölberggruppen alle Fährnisse der Zeit mehr oder weniger unbeschadet überstanden. So befindet sich eine derartige Gruppe aus der Mitte des 15. Jahrhunderts heute im modernen Leichenhaus von Leuterschach angeblich stammt sie jedoch ursprünglich aus Stötten.
Christus kniet betend auf einem Felsen des Ölbergs. Rechts schlafen seine drei Begleiter, während sich von der anderen Seite bereits die von Judas angeführten Schergen nähern, ausgeschickt von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. Gleich wird ihnen der Verräter ein Zeichen geben: 'Den ich küssen werde, der ist es, den ergreifet!'
Der Engel mit dem Kelch fehlt bei der Leuterschacher Ölberggruppe, wahrscheinlich wurde er irgendwann einmal gestohlen oder ging durch Unachtsamkeit verloren. Zudem hat der moderne Restaurator die Szene durch die reichliche Verwendung von Gold zu sehr geschönt und Christus mit einem unpassenden Rokoko-Kreuznimbus versehen. Doch trotz dieser kleinen Mängel und trotz einer gewissen Naivität der Darstellung wirkt die figurenreiche Leuterschacher Ölbergszene auch heute noch höchst anrührend auf den Betrachter. Als eines der wenigen Beispiele der einst so reichen gotischen Kirchenausstattungen unserer Heimat verdient sie ganz besondere Aufmerksamkeit.