Pappkartons stapeln sich bis unter die Decke - Brautmode, Abendmode oder 1920 bis 1930 ist mit dickem Filzstift darauf vermerkt. Überall stehen Kisten, Hüte lagern auf Ständern und Tischen. Sogar im Bad wimmelt es nur so von potenziellen Ausstellungsstücken, die darauf warten, irgendwann einmal den Besuchern des Lindenberger Hutmuseums vorgeführt zu werden. Mit rund 4000 Besuchern ist für Manfred Röhrl 2008 ein "erfolgreiches Museumsjahr" zu Ende gegangen. Allerdings bedauert der Hutmuseumsleiter, dass von den über 800 Exponaten mehr als die Hälfte im Obergeschoss lagert, weil im Museum kein Platz dafür ist - und an Sonderausstellungen sei gar nicht zu denken.
14 Lindenberger unterstützten Röhrl im vergangenen Jahr bei der Arbeit im Hutmuseum. Sie beaufsichtigten Besucher und gaben 80 Sonderführungen für Vereine, Klassen oder Seniorenclubs. Verabschieden musste er sich heuer von Mitarbeiter Siegfried Wagner. Er hört altersbedingt auf. Der ehemalige Stadtrat hat Besucher über 25 Jahre lang durchs Hutmuseum geführt.
Zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres zählt Röhrl das Schaunähen beim Handwerkertag im Bauernhausmuseum in Illerbeuren (Unterallgäu) und natürlich den Huttag in Lindenberg samt Wahl der neuen Hutkönigin Conny Brendle, die "hervorragend Werbung für die Stadt macht".
Die Hutsammlung hat sich im vergangenen Jahr ständig um neue Modelle erweitert. Oft finden sie nach Haushaltsauflösungen den Weg ins Museum oder Bürger kommen einfach vorbei und liefern sie bei Röhrl ab, wie er erzählt. Darüber sei er froh, denn "jeder Hut erzählt eine Geschichte von seinem Träger und seiner Zeit. Wir können jeden brauchen". Der 68-Jährige zeigt sich beeindruckt vom Engagement der Lindenberger, die sehr bemüht seien, den Hut als Wahrzeichen und das Museum als Gedenkstätte zu wahren.
Neben der Vergangenheit Lindenbergs liegt Röhrl auch die Hutgeschichte an sich am Herzen. Besonders stolz ist er daher auf ein Hochzeitskrönchen von 1896 aus dem Kleinwalsertal, das ihm nach längerem Bitten kürzlich als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden ist. "Eine Kostbarkeit", die laut Röhrl mit Geld gar nicht zu bezahlen wäre.

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"Im Sommer wohnt er schon fast im Museum", sagt Röhrls Frau Edeltraud, die ihren Mann unter anderem am Computer bei der Erfassung jedes einzelnen Stückes unterstützt indem sie Material, Form und Alter aufnimmt und abspeichert.
Röhrl hat schon länger den Traum, irgendwann in ein großes Gebäude umziehen zu können. Und den hat er noch nicht aufgegeben. Für ihn wäre das der "krönende Abschluss". Bis zum Tag X sieht er seine Aufgabe darin, weiter zu sammeln und die Modelle sorgsam verpackt in Pappkartons im Dachgeschoss des Museums zu lagern.
Öffnungszeiten des Hutmuseums: mittwochs von 15 bis 17.30 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung mit dem Gästeamt unter Telefon (08381) 80328.