Soziales: Jahresbericht lässt Geschäftsführer der Caritas in Weiler vorsichtig aufatmen

2. Februar 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Mathias Wild

Trotz Arbeit unter Armutsgrenze

'Bei den Ärmsten kommt der Aufschwung nicht an.' Das sagt Caritas-Geschäftsführer Harald Thomas im Rückblick auf das vergangene Jahr. Dennoch spricht er vom 'vorsichtigen Aufatmen', denn zumindest die Zahl der Frauen und Männer, die bei der Caritas Hilfe in Geld- und Lebensfragen suchen, ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen.

Allerdings mussten sich die Berater für den Einzelnen mehr Zeit nehmen. Sie führten 413 Gespräche mit 224 Klienten, im Vorjahr waren es 384 Gespräche mit 240 Klienten. Thomas rechnet nicht damit, dass die Zahlen wieder runtergehen werden. Denn Alleinerziehende, Menschen mit Krankheit oder leichten Behinderungen hätten kaum eine Chance auf einen Arbeitsplatz, von dem sie sich ernähren könnten. Wenn eine Familie drei oder vier Kinder hat, werde es sogar schwierig, selbst wenn jemand normal arbeitet.

'Die wären tafelberechtigt, trotz Vollerwerb', sagt Thomas. Einen Ausweis für einen der Tafelläden in Lindau oder Lindenberg bekommt nur, wer im Monat nicht mehr als 800 Euro zur Verfügung hat. Für jede weitere im Haushalt lebende Person, egal ob erwachsen oder Kind, werden 380 Euro berechnet.

Dabei zählen Einkommen ebenso wie Kindergeld oder andere Einnahmequellen. Für eine vierköpfige Familie liegt die Armutsgrenze also bei 1940 Euro.

Dass die Zahl der Menschen zugenommen hat, die wegen des Niedriglohnsektors nicht über diese Grenze kommen, obwohl sie voll arbeiten, darüber kann sich Thomas aufregen. 500 Ausweise für die Tafeln sind im Umlauf, 300 im Bereich Lindau, 200 im Westallgäu. Zwei Drittel der Ausweise werden regelmäßig benutzt. Die Zahl der Einkäufe ist mit 16 300 fast so hoch wie im Vorjahr.

Auch in Lindau nehme die Zahl derer zu, die von ihrer Rente nicht mehr leben können, so Thomas. Das betreffe vor allem Frauen, die wegen Familienarbeit wenig Einkommen hatten und kaum in die Rentenkasse einzahlen konnten. Auch Niedriglohnarbeiter haben keinen hohen Rentenanspruch. 'Die gehen von Hartz IV in die Grundsicherung.'

Erleichtert ist Thomas, dass die Spendenbereitschaft für die Tafelläden im vergangenen Jahr zugenommen hat. Das liegt nicht nur an Supermärkten, die Ware abgeben, sondern auch am Erfolg der Aktion 'Eins mehr', die von Schülern durchgeführt wird.