Spaziergänger 1908Vor 14 Jahren Fünf-Bogen-Brücke gesprengt. Von Michael Dumler Buchenberg-Ahegg Am Samstag, 26. April 1986 um genau 9.10 Uhr war es soweit: Die fünfbogige Eisenbahnbrücke in Ahegg sollte gesprengt werden. Doch das angeblich so altersschwache Bauwerk aus dem Jahr 1908 erwies sich als zäher Brocken für die Sprengmeister: Erst als diese ein zweites Mal nachluden, fiel die imposante Beton-Konstruktion, die auch die Rottach überspannte, in sich zusammen.
Wo früher das Isny-Bähnle zuckelte, spazieren heute viele Wanderer und treten Radler in die Pedale inzwischen führt anstelle der Betonbrücke ein leuchtend-blauer Eisensteg in Ahegg über Fluss und Straße. Wilhelm Heuberger aus Kempten kennt die alte Betonbrücke aus dem Effeff, ist er doch als Lokführer fast 40 Jahre lang über sie hinweggestampft.
'Ahegg war einer der schönsten Bahnhöfe', erinnert sich der 75-Jährige mit unüberhörbar ironischem Unterton. Denn wie Steufzgen und der Herrenwieser Weiher war die sogenannte Aheggmühle für das Isny-Bähnle nur ein Haltepunkt ohne Bahnhofshäusle. Außer viel Grün habe man da früher kaum etwas gesehen, erzählt der Senior. Mit seinem Kollegen Kurt Schinzel hat Heuberger die 36 Kilometer lange Bahnstrecke Kempten-Isny regelmäßig befahren. Zunächst mit einer Dampflokomotive. In den 60er Jahren folgte dann der Wechsel zur Diesellok, am Ende tutete nur noch ein Schienenbus.
Als die gleisnahen Firmen die Bahn in den 70er Jahren immer weniger für den Güterverkehr in Anspruch nahmen, kam langsam das Aus für das Isny-Bähnle. 'Es konnten sich ja auch immer mehr Menschen ein Auto leisten', erzählt Wilhelm Heuberger. Die Straße nach Isny sei immerhin acht Kilometer kürzer als der Schienenweg. Im Laufe der Zeit seien deshalb kaum noch Leute mit dem Bähnle gefahren. Selbst im Sommer habe es nur noch wenige Badegäste per Zug zum Herrenwieser Weiher gezogen.
Am 29. September 1984, fast genau auf den Tag genau 75 Jahre nach der ersten Bahnfahrt, schnaufte das Isny-Bähnle zum letzten Mal los. Heubergers Lokführer-Kollege und Musiker Friedrich Finkel hat die Strecke ebenfalls viele Jahre lang befahren und ein Abschiedslied geschrieben. In einer Strophe von 'Pfüe Gott, ade, mei Isner Bähnle' hat Finkel auch der Brücke in Ahegg ein paar Zeilen gewidmet: 'A Bruck duß a der Ahegg Mühl, die hot de Garaus gmachet. Leit kommet jetzt au numme viel, me hot koi Gschäft me gmachet.'
Am 30. Juli 1994 wurde an der gleichen Stelle, an der die ehemalige Fünf-Bogen-Brücke über die Rottach führte, eine neue Eisenbrücke auf Betonpfeilern eingeweiht Seitdem pilgern immer mehr Spaziergänger und Radler auf den Spuren des Isny-Bähnles durch Ahegg und werfen von der Brücke einen Blick in die Rottach. 'D\'Leit kommet jetzt viel', müsste es inzwischen frei nach Friedrich Finkel also heißen