Bayernweit fand am Donnerstag der 'Tag der Ausbildung' statt. Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen will damit Menschen und Betriebe für die Berufsausbildung animieren.
In Kaufbeuren besuchten deshalb Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert und Regierungspräsident Karl Michael Scheufele den Irseer Kreisversand. Die mehrfach ausgezeichnete Integrationsfirma bildet seit einigen Jahren auch Menschen mit Handicaps, beispielsweise psychischen Behinderungen, in drei Berufen aus. Als der Kreisversand 1988 entstand, brauchte er selbst noch Hilfe, um seinem Ziel, psychisch kranke Menschen wieder in das Arbeitsleben zu integrieren, näherzukommen. Inzwischen sind in der Integrationsfirma 54 Menschen beschäftigt. Die Arbeitsplätze der Firma seien für diese Arbeitnehmer nicht hoch genug einzuschätzen, meint Geschäftsführer Bertram Sellner. 'Die beste Therapie für psychisch kranke Menschen ist Arbeit, weil sie den Tagesablauf strukturiert.' Seit einigen Jahren dürfe der Versand ausbilden, und zwar zum Bürokaufmann, Lagerist oder Mediengestalter. 'Sechs Leute haben wir schon ausgebildet, momentan sind vier in der Lehre', erklärt Lagerchef und Ausbildungsleiter Werner Winkler.
Der Kreisversand bezog im Sommer die nun fast fertigen neuen Räume mit rund 1600 Quadratmetern im Haken. Dort werden 15 000 Kreativ-, Kunst-, Therapie- und Werkartikel auf Vorrat gehalten und an über 17 000 Kunden vor allem aus dem deutschsprachigen Raum verschickt. Das Angebot legt der Versand in einem eigenen, etwa 500 Seiten starken Katalog dar und bietet es auch in einem Onlineshop an, erläuterte Christa Rohrer, stellvertretende Geschäftsführerin. Rund 2,7 Millionen Euro Umsatz macht die Firma.
Für den 24-jährigen Eduard war der Kreisversand ein Glücksfall. Der junge Mann mit Migrationshintergrund ließ sich zum Fachlageristen und zur Fachkraft für Lagerlogistik ausbilden. Der Betrieb hat ihm gefallen, aber nun wird er, wie ausgemacht, in die freie Wirtschaft wechseln. Der Abschied fällt beiden Seiten schwer.
Für Reichert und Scheufele ist die Arbeit des Versandes vorbildlich. Schließlich sei der Bezirk mit rund 700 Auszubildenden vor allem im Krankenhaus- und Verwaltungsbereich einer der größten Ausbildungsbetriebe und Vorreiter in Schwaben, so Reichert. Aber auch andere Firmen sollten mehr Menschen mit Handicap einstellen: 'Sie sind sehr leistungswillig und sollten mehr Chancen bekommen', meint Rohrer.