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Interview mit dem neuen Leiter der Behinderteneinrichtung

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Interview mit dem neuen Leiter der Behinderteneinrichtung

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    Werkstätten wollen mehr Kooperation Kaufbeuren (fro). Offiziell trat Volker Holata den Posten als Geschäftsführer der Wertachtal-Werkstätten am 1. Dezember 2006 an. Doch bereits im November ließ der verheiratete zweifache Vater sich von seinem Vorgänger Christian Burde einarbeiten. Die Allgäuer Zeitung befragte Holata, der vorher in der Stiftung Behindertenwerk St. Johannes in Marxheim-Schweinspoint arbeitete, welche Richtung der 48-Jährige nach rund 100 Tagen in seinem neuem Geschäftsbereich einschlagen will.

    Bislang arbeiteten Sie in Nordschwaben. Wie gefällt Ihnen das Voralpenland?

    Volker Holata: Als gebürtiger Lindauer kenne ich die Landschaft ja etwas. Ich wohne zwar bis jetzt nur unter der Woche in Kaufbeuren, aber die angenehme Arbeitsumgebung, die abwechslungsreiche Landschaft und natürlich die größere Sonnenhäufigkeit gefallen mir gut.

    Und wie ist Ihr erster Eindruck von den Wertachtal-Werkstätten?

    Holata: Durchweg positiv. Die Mitarbeiter und Beschäftigten sind offen und freundlich. Negative Begegnungen hatte ich noch nicht.

    Welche Unterschiede gibt es zu Ihrer alten Wirkungsstätte?

    Holata: Das Behindertenwerk war eine kirchliche Einrichtung. Die Werkstätten für behinderte Menschen sind eine Einrichtung der Lebenshilfe. Sie sind eigenständiger. Betroffene und Angehörige nehmen direkten Einfluss und die Entscheidungswege sind kürzer. Außerdem habe ich als Geschäftsführer mehr Gestaltungsspielräume. Ansonsten sind die Einrichtungen mit Werk- und Förderstätten vergleichbar.

    Gibt es Themen in den Werkstätten, die Sie mehr in den Vordergrund stellen wollen?

    Holata: Die Wertachtal-Werkstätten entwickeln sich seit rund 30 Jahren und passen dabei Rahmen und Inhalt an. Auch jetzt stellt sich die Frage, wie sie organisiert sein müssen, um den Anforderungen der Gesellschaft zu genügen. Bislang arbeiteten Menschen mit Behinderungen in Gruppen in den Werkstätten. Ich möchte mehr Arbeitplätze in Kooperation mit Firmen in der freien Wirtschaft anbieten. Dadurch könnten sie - abhängig von der Art und dem Grad ihrer Beeinträchtigung - einer individuelleren Arbeit nachgehen. Wir wären offener und könnten mehr Perspektiven bieten. Das eine müssen wir tun, das andere dürfen wir nicht lassen. Damit reagieren wir auch auf ein Bundesgesetz, das Ende des Jahres wirksam werden könnte.

    Welches Gesetz meinen Sie?

    Holata: Es geht um das 'Persönliche Budget' - der verstärkten Teilhabe der Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben. Zur Zeit handeln der Bezirk als Kostenträger und die Werkstätten den Kostensatz für jeden Menschen mit Behinderung aus. In Zukunft könnten diejenigen behinderte Menschen, die das wollen, direkt mit dem Bezirk ein persönliches Budget für ihre Arbeit aushandeln - das allerdings gleich oder unterhalb des jetzt gewährten Geldbetrages liegen soll. Mit dem Budget können sie ihre Arbeit bei den Werkstätten oder bei privaten Firmen kaufen, bis das Budget aufgebraucht ist.

    Das heißt, es entsteht ein Konkurrenzkampf um Behinderte im Arbeitsleben. Ist das nicht von Vorteil?

    Holata: Für die Menschen mit Behinderung könnte es mehr Wahlmöglichkeiten geben und der individuelle Bedarf gedeckt werden. Aber ich befürchte, dass auch falsche Hoffnungen geweckt werden. Außerdem könnten wir schwerer kalkulieren, wodurch die Arbeitsorganisation schwieriger zu planen ist. Und die Kontrolle der neuen Arbeitsmöglichkeiten kann den Bürokratismus anwachsen lassen und Mehrkosten verursachen.

    Gibt es weitere Projekte, die für die Wertachtal-Werkstätten von Wichtigkeit sind?

    Holata: Wir wollen uns in unserem Rahmen an den neuen Wohnanlagen beteiligen (AZ berichtete). Außerdem wollen wir unsere Küche besser auslasten. Da haben wir noch freie Kapazitäten. Und wir werden mit dem Bezirkskrankenhaus Gespräche führen, um die dortige geplante Küche zu beliefern.

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