Musikhistorischer Streifzug Wie sich die Zither über 2000 Jahre hinweg entwickelte">

Artikel: Instrument mit Geschichte

7. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Musikhistorischer Streifzug Wie sich die Zither über 2000 Jahre hinweg entwickelte

Von Peter Schupp |KemptenIm Rahmen der "AllgäuerZitterzeiten 2008" war im Hercules-Tempel des archäologischen Parks in Kempten ein außergewöhnlicher Abend zu erleben. Präsentiert wurde ein genussvoller musikhistorischer Streifzug durch die mehr als 2000-jährige Geschichte der Zither und des Zitherspiels. Moderne Konzertinstrumente und authentische Nachbauten historischer Instrumente wurden erläutert und in Klangbeispielen vorgeführt. Nach einem sympathischen Einführungsmonolog durch eine "Römerin" aus Cambodunum, die im Tempel zunächst ein Rauchopfer darbrachte und einiges von "ihrem" kunstsinnigen Kaiser (Nero) und dem Gott Apoll erzählte, wurde der erste Teil des Abends von dem Etnologen Ralf Gehler und der Archäologin Susanne Rühling bestritten.

Der Vortrag auf einer "Lochleier (Kithara), dem Instrument des Apoll, wurde teilweise begleitet von originellen anderen historischen Instrumenten. Zu hören waren etwa ein Dudelsack-ähnliches Instrument, römische Sackpfeifen, Panflöten und eine Einhandflöte aus einem Schwanenknochen, gefunden in der Wikinger-Stadt Haitabu.

Den Übergang von griechisch-römischen Leiern hin zu mittelalterlichen Instrumenten zeigte der Nachbau einer Leier nach Funden in Köln aus dem 7. Jahrhundert. Uwe Gorzalka stellte ein "mittelalterliches "Scheitholt" mit nur einer Melodie- und zwei Begleitsaiten vor. In mittelhochdeutscher Sprache konnte das Publikum damit gut vorgetragene Liedbeispiele des Minnesängers Oswald von Wolkenstein hören.

Nach einer Pause folgte eine veritable "Zither-Parade" von Wolfram Benz und Viktor Wieschalla, die originelle Instrumente aus dem Zither-Museum in Eglofs mit teilweise kuriosen Ausprägungen vorstellten. Das Publikum konnte Zithern mit Tasten, (Akkordonia) Knöpfen oder mit dem Geigenbogen zu streichende Instrumente bewundern.

Martin Kerber spielt auf

In einem launigen Vortrag wurden die Bauart, die Stimmung und die Verwendung der Instrumente (bis hin zur Massenproduktion von "Akkordzittern" zum Export nach Amerika) beschrieben. Bei den Liedbeispielen sang das Publikum schwungvoll mit.

Der informative, niveauvolle Abend endete mit dem klangschönen Spiel von Martin Kerber auf einer wunderbaren modernen Konzert-Zither mit 43 Saiten. Er wählte Vertonungen von Horaz-Gedichten des modernen tschechischen Komponisten Jan Novák (gestorben 1984 in Neu-Ulm).