Kempten (aell). - Ein englisches Wort spaltet derzeit die Nachtschwärmer-Szene in Kempten: 'Dresscode'. Das heißt, wer am Samstag Abend in die Kemptener Clubdisko 'Parktheater' will, muss zuvor am Kleiderschrank Geschmack und Vorsicht walten lassen. Ein unbedachter Griff - und schon sind alle Chancen dahin, den Abend im ehemaligen Kino zu genießen. Die einen finden die Idee gut und reisen extra aus der weiteren Umgebung an. Andere wollen den Club wegen schlechter Erfahrungen künftig meiden. Zu ihnen gehört Klaus Gebhardt. Er ist sauer: 'Ich fühle mich betrogen.' Eigentlich wollte er mit seiner Frau schick in Kempten weg gehen. Das Parktheater hatten sie sich als Ziel herausgesucht und fuhren mit drei Bekannten aus Nesselwang nach Kempten. Doch während drinnen die Bässe wummern und Getränke gereicht werden, heißt es für die fünfköpfige Gruppe: 'Wir müssen draußen bleiben.' Gebhardt hat die falschen Schuhe an. Und scheitert deswegen an den Türstehern, die die Besucher auf passende Eleganz kontrollieren. Jetzt muss sich die fünfköpfige Gruppe aus dem Ostallgäu eine andere Örtlichkeit suchen, um den Abend noch zu retten. Die Mundwinkel zeigen nach der Absage ziemlich nach unten: 'Hier gehen wir nie wieder hin', schimpft Nicole Gebhardt.
Rache der Abgewiesenen? Ähnlich deutlich sagt es Manuela Rauh. Die Kemptenerin scheiterte ebenfalls am Zauberwörtchen 'Dresscode' und will in Zukunft einen Bogen ums Parktheater machen. Und sie droht mit der Rache der unzufriedenen Kunden: 'Wenn die so weiter machen, dann bleibt der Laden im Sommer leer.' Das will die Geschäftsführerin des Clubs natürlich vermeiden. Deswegen müssen die Türsteher allen Abgewiesenen erklären, weshalb dieses oder jenes Kleidungsstück ein Hinderungsgrund für den Eintritt ins vermeintliche Clubparadies ist. So soll es beim nächsten Mal klappen. Überwiegend wird übrigens Männern der Zutritt verweigert. 'Was zu unserem Club passt, mussten wir auch erst lernen' räumt einer der Türsteher ein. So kann ein Wollpullover ein Manko sein, muss es aber nicht. 'Es kommt auf das Design an, aber ein Hemd wäre uns lieber', erklärt der ganz in schwarz gekleidete, breitschultrige Mann. Im Regelfall ein klarer Ausschlussgrund seien dagegen Schuhe der Marke Buffalo. Das bekamen Klaus Gebhardt und Manuela Rauh zu spüren. Die Richtlinie: 'Elegant und einfach besser angezogen als beim täglichen Einkauf oder bei der Arbeit', ergänzt die Chefin des Hauses: 'Wir erwarten keinen Armani-Anzug und machen auch keine Gesichtskontrolle. Der Stil muss aber zu uns passen.' Dass der Dresscode für Aufregung sorgt, kann sie nachvollziehen. In größeren Städten wie München oder Ulm sei so etwas üblich, für Kempten aber etwas Neues, an das man sich eben erst gewöhnen müsse. Aber wer sich darüber aufrege, sollte bedenken, dass es sich beim Parktheater um einen privaten Club handle. Wer an den Türstehern vorbeigekommen ist, kann der Eingangskontrolle durchaus etwas abgewinnen. So wie Markus Russmann: 'Ich schätze es, wenn sich die Leute um mich herum modebewusst kleiden.' Deshalb ist er mit seiner Freundin extra aus Friedrichshafen angereist, um hier den Abend zu verbringen. Dass er sich dafür entsprechend kleidet, ist für ihn normal: 'Beim Besuch eines guten Restaurants würde ich das ja auch machen.'