Marktoberdorf / Ostallgäu: In Sorge wegen Kosten und Strahlung

10. Juli 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
andreas filke

Gesprächsrunde - Neues Funkzeitalter beginnt - Es soll mehr Sicherheit bringen - Gemeinden müssen Kosten für digitale Geräte tragen

Seit mehr als 30 Jahren funken Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste analog. Bisher klappte das laut Kreisbrandrat Martin Schafnitzel im Ostallgäu in den meisten Fällen recht ordentlich, von einigen Funklöchern abgesehen. Genau die soll der Digitalfunk stopfen und den Einsatzkräften und damit letztlich auch den Menschen in einer Notlage mehr Sicherheit bieten.

In einer Gesprächsrunde der Bürgermeister des Landkreises mit dem Staatssekretär im bayerischen Innenministerium, Dr. Bernd Weiß, in Marktoberdorf kristallisierten sich zwei Knackpunkte heraus: Zum einen die Kosten, zum anderen die Strahlung der Basisstationen und deren mögliche Auswirkungen auf die Bevölkerung.

Grund für die Umstellung auf Digitalfunk sei ein europaweites Projekt, erläuterte Leitender Polizeidirektor Hans-Jürgen Bassalig, Leiter der bayerischen Projektgruppe DigiNet. Zug um Zug wird deshalb auch in Deutschland der Sprech- und Datenfunk für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, kurz BOS, auf Digitalfunk umgerüstet. Allein der Freistaat investiere in der ersten Betriebsphase bis 2020 in den Aufbau des Digitalnetzes und in die Betriebskosten über 770 Millionen Euro.

Von der Frequenz her arbeite die Technik im Bereich der Fernsehübertragung und nicht wie der Mobilfunk im Hochfrequenzbereich. Auch die Strahlungsintensität betrage nach ersten Untersuchungen nur einen Bruchteil dessen, was Mobilfunkanlagen von sich geben, sagte Bassalig. Weitere Gutachten seien in Auftrag gegeben.

Derzeit gibt es in Bayern sechs parallele Funkkreise mit 3500 Analogfunkanlagen. Künftig besteht in ganz Deutschland nur noch ein Funkkreis mit 4500 Basisstationen. Etwa 900 seien für Bayern nötig. Unter dem Strich ergebe das eine Strahlenreduktion.

Dabei machte Staatssekretär Weiß deutlich: «Ich bin der Überzeugung, dass der Freistaat die Betriebskosten für die Sendeanlagen komplett übernimmt.» Dies bedürfe allerdings noch Verhandlungen mit dem Finanzminister. Nur: «Dann gibt es keine Extraförderung für die Endgeräte. Das müssen Gemeinden und Rettungsdienste leisten.» Falls der Staat die Betriebskosten trage, sei dies die doppelte Summe dessen, was das Land an Förderung für Endgeräte ausgeben würde, rechnete er vor.

Gerade die Bürgermeister der Stützpunktwehren mit mehreren Fahrzeugen - sie sind im Ostallgäu in Buchloe, Marktoberdorf, Füssen und Obergünzburg angesiedelt - mussten schlucken. So unterhält allein Marktoberdorf 15 Fahrzeuge. Jedes muss mit vier Funkgeräten ausgestattet sein. Der Stückpreis liegt derzeit bei etwa 500 Euro.

Nicht mit eingerechnet sind die Meldeempfänger, die so genannten «Piepser», die ebenfalls nach und nach ausgetauscht werden. Bisher gibt es nur teure Prototypen. Konkret werde der Kauf von Endgeräten für die Gemeinden im Ostallgäu etwa in den Jahren 2012 und 2013. Zustande gekommen war das Treffen auf Einladung der Landtagsabgeordneten Angelika Schorer. Für den Rettungsdienst soll es einen eigenen Termin geben.