Memmingerberg (tru). - Es hätte auch eine ganz 'normale' Bürgerversammlung werden können: Die örtliche Musikkapelle spielte zu Beginn flotte Märsche, der Bürgermeister redete rund eine Stunde und beklagte steigende Kosten, schwierige Straßenbaumaßnahmen und lobte die Feuerwehr. Ein Elternbeiratsmitglied prangerte die gefährliche Schulwegsituation an und forderte eine Ampelanlage und schließlich wurde noch darüber gestritten, ob der Informationsfluss von Gemeinde zu Bürger nun gut oder schlecht sei. Aber in Memmingerberg dreht sich derzeit fast alles um das Thema 'Konversion Fliegerhorst'. Erst um 22.50 Uhr meldete sich ein entnervter Bürger und bat, doch andere Probleme der Gemeinde anzusprechen. Drei Bürger folgten seiner Bitte. Aber Bürgermeister Gerhard Zettler musste dann einen Bürger, der das ständig wachsende Verkehrsaufkommen auf nahezu allen Straßen beklagte, doch wieder damit vertrösten, dass eine Umgehungsstraße nur sinnvollerweise zu planen sei, wenn klar sei, wie es mit dem Flugplatz weiter gehe. Dennoch treffe er sich in Kürze in dieser Angelegenheit mit Staatsminister Josef Miller. Städtebauplaner Hartmut Holl riet ohnehin, das Gelände direkt an die Autobahn A96 anzubinden. Dagegen bekam ein anderer Redner, der für die Kreuzung Mühlweg, Benninger- und Bürgermeister-Rabus-Straße eine Ampelanlage forderte, die Zusage, der Gemeinderat werde sich mit dem Ansinnen beschäftigen. Doch sei zur Sicherung des Schulweges ein Straßenstück schon mit 'viel, viel Geld' so ausgebaut worden, wie von der Polizei gewünscht.
Vor der einstündigen Diskussion und der Vorstellung erster Ergebnisse des Projektsteurers und Städtebauplaners (die MZ berichtete) verwies Zettler auf eine durchaus solide Kassenlage, die Spielraum lasse. Die Pro-Kopf-Verschuldung der 2612 'Berger' (Stand 31. Dezember 2001) liege bei 112,53 Euro. Vergleichbare Gemeinden lägen bei 672 Euro. Für das Jahr 2002 verzeichnete der Ort 25 Geburten, 29 Eheschließungen und 14 Sterbefälle. Die Steuerkraft je Einwohner lag 2002 bei 388,87 und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 409,92. 'Das ist sicher auch eine Folge unserer sehr geringen Steuer- und Gebührensätze', so Zettler. So liege der Gewerbesteuersatz mit 280 Prozent weit unter dem Landkreisdurchschnitt (313,7). Im kommenden Jahr soll die Bürgermeister-Rabus-Straße ausgebaut werden. 'Allerdings muss man sich das bei Kosten von 950000 Euro und den vielen ungelösten Fragen mit dem Fliegerhorst schon noch einmal überlegen', so Zettler. Dagegen sei der Kauf eines Feuerwehrfahrzeuges für knapp 200000 Euro beschlossene Sache. 'Große finanzielle Klimmzüge' erfordere die Sanierung des Kanalsystems mit Kosten von jährlich rund 250000 Euro. Im Wasserwerkweg und in der hinteren Molkereistraße wurden die Kanäle saniert, und der Wasserwerkweg ist bereits wieder mit einer neuen Straßendecke fertig gestellt.