Neuer Waldseilgartenbeim Alpsee-Skizirkus Von Veronika Krull Immenstadt Schwankende Brücken hängen zwischen den Wipfeln, von fast unsichtbaren Stahltrossen baumeln zweifingerdicke Seile, und mitten im Wald spannt sich ein riesiges Spinnennetz in schwindelnder Höhe. Michael Halfer und Christian Willert vom Team Tiefblick präsentieren seit wenigen Wochen hoch droben im Skigebiet Alpsee-Skizirkus bei Immenstadt ein Kletterparadies nach ihren Angaben der größte Waldseilgarten im Allgäu: zwei Parcours mit zehn Kletter-Elementen auf 1500 Quadratmetern; der Ausbau mit weiteren Stationen, die besonders die Teamarbeit fördern, ist bereits geplant. Flink montieren die beiden Erlebnispädagogen am Kletterturm in der unteren Hälfte die noch fehlenden Griffe. Sie werden jedes Mal entfernt, wenn die öffentlich zugängliche Anlage nicht in Betrieb ist, damit Kletterfreaks nicht womöglich ungesichert in den Bäumen herumturnen. Halfer und Willert demonstrieren, wie einfach und unkompliziert der in acht bis zehn Metern Höhe schwebende Garten betreten werden kann, um den Spaziergang durch den Hochgarten anzugehen. Zur Kundschaft von Tiefblick zählen Schulklassen und Jugendgruppen, aber auch Teams von Industriebetrieben aus ganz Deutschland und der Schweiz. Die Anlage kann grundsätzlich das ganze Jahr über, auch im Winter, betrieben werden, erklären die 27- und 29-jährigen Sportler. Anmeldungen, so freuen sie sich, liegen schon bis Juli nächsten Jahres vor. Die Idee, einen Hochseilgarten einzurichten, kam den beiden, die in München Sozialpädagogik studiert haben, vor zwei Jahren. Der Dritte im Tiefblick-Bunde ist Reiner Schafroth aus Immenstadt.
Nicht zuletzt dank ihrer guten Bekanntschaft mit dem Hüttenwirt der nahegelegenen Bärenfalle, fanden sie im Skigebiet oberhalb des Alpsees schnell das passende Gelände mit hohen, nicht allzu dicht stehenden Bäumen. Ein besonderes Erlebnis Ein Waldseilgarten ist nicht so künstlich, so konstruiert wie ein Seilgarten auf einer flachen Wiese, sagt Christian Willert aus Oy-Mittelberg. Und wenn dann die Bäume auch noch leicht hin und her schwingen, sei das schon eine besondere Erfahrung. Ein Erlebnis gesteigerter Qualität wolle man den Besuchern des Klettergartens vermitteln, sagt Michael Halfert, gebürtig aus Boppard am Rhein, als leidenschaftlicher Bergsteiger und Sportkletterer aber seit acht Jahren im Allgäu daheim. Die für viele Menschen gewaltigen psychischen und physischen Herausforderungen in ungewohnter Höhe würden eine Stress-Situation von enormer Intensität erzeugen. Gezwungen werde natürlich niemand, betont sein Kollege. Aber auch wenn jemand was nicht macht, kann er daraus lernen nämlich wie es ist, wenn er allein außen vor steht. Sicherlich könne man ungewohnte Erlebnisse zum Beispiel auch auf der Achterbahn erfahren, erklärt Michael Halfer, aber im Seilgarten habe der Mensch die Möglichkeit zu aktivem Handeln. Auch das Erleben von Teamwork sei ein wichtiger Teil der Tiefblick-Programme. Der Höhepunkt eines jeden Selbsterfahrungskurses, der in der Regel fünf bis sechs Tage dauert, sei der mobile Pampers-Pole: Eine bis zu sieben Meter hohe Alu-Leiter wird von vier Gruppen über Seile stabilisiert, während ein natürlich gesicherter Kursteilnehmer auf dem schwankenden Gerät in die Höhe steigt und sich dann von oben ins Seil fallen lassen kann. Doch das funktioniert nur, wenn das Bodenteam hundertprozentig zusammenarbeitet und der Kletterer droben seinen Kollegen ebenso hundertprozentig vertraut.