Von Manfred Sendlinger |Grünenbach"Bis zum Abi hatte ich eigentlich keinen konkreten Berufswunsch, dann aber wusste ich, dass es irgendwas mit Biologie zu tun haben muss. Schließlich belegte ich den Leistungskurs Biologie." Andrea Kapahnke machte also im Sommer 2000 Nägel mit Köpfen und ließ sich zur Biologie-Laborantin ausbilden. "Unmittelbar nach dem Abi ein Studium anzufangen - das war mir dann doch zu theoretisch", sagt die 27-jährige Grünenbacherin.
Schließlich war sie doch soweit, sich der trockenen und doch eher theoretischen Materie eines Universitätsstudiums zu stellen. 2004 schrieb sie sich an der Ulmer Uni im Fach Biologie ein und spezialisierte sich nach dem Vordiplom auf das Gebiet Ökologie. Für ihre Diplomarbeit bewarb sie an der Kieler Universität beim Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) , um dort bei den sogenannten GAME-Projekten (siehe Infokasten) für angehende Wissenschaftler mitarbeiten zu können.
"GAME ist ein meeresökologisches Forschungsprojekt, das abwechselnd auf der Nord- oder Südhalbkugel der Erde durchgeführt wird.
Hier bilden jeweils ein deutscher Student und einer aus dem Gastland ein Team, das einen Forschungsauftrag zu erfüllen hat", erläutert die Nachwuchswissenschaftlerin.
Bei Andrea Kapahnke und ihrem indischem Kollegen drehte sich das Forschungsgebiet darum, mit welchen chemischen Mitteln sich Meeresalgen gegen Fressfeinde verteidigen. Im Zuge der Klimaveränderung erfolgt in den Weltmeeren eine Artenwanderung, die gravierende ökologische Auswirkungen nach sich ziehen kann. "Zuerst musste ich mich gründlich in die Materie einlesen. Das war absolutes Neuland für mich und sah nach reiner Grundlagenforschung aus", erinnert sich die Studentin.

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Sechs Monate Algen sammeln
Im Mai dieses Jahres hob die 27-Jährige schließlich Richtung Indien ab. Andrea Kapahnke bezog im Gästehaus des "National Institute of Oceanograhy" (NIO) in Goa ihre Unterkunft, dann wurde sie mit ihrem indischen Teamkollegen bekannt gemacht und schon gings los: sechs Monate lang Algen sammeln, ins Labor bringen, Versuche durchführen und alles genauestens protokollieren. "Das war knallharte Analysearbeit", stellt die zukünftige Diplom-Biologin klar: "Das Sammeln von Proben am Strand, also die reine Feldarbeit, war nur alle zwei Wochen bei Ebbe möglich. Erschwerend kam hinzu, dass Monsunzeit war und die Großalgen durch die heftigen Regenfälle und den starken Wellengang von den Küsten vertrieben wurden."
Nach sechs Monaten - nur durch zwei Urlaubswochen unterbrochen, in denen sie den riesigen Subkontinent zu erkunden versuchte - ging es Ende Oktober wieder nach Frankfurt und von dort gleich ins Westallgäu. Viel Zeit, um Freunde zu besuchen oder sich in ihrem Grünenbacher Elternhaus zu entspannen, hatte Andrea Kapahnke aber nicht. Nach drei Tagen daheim wartete schon der nächste Flieger. Dieses Mal ging es zum IFM-Geomar nach Kiel, um die Forschungsdaten auszuwerten. Denn als Lohn aller Mühen soll ja schließlich eine hieb- und stichfeste Diplomarbeit herauskommen.