Wahl Eberhard Rotter kommt trotz hoher Verluste zum fünften Mal in den Landtag">

Artikel: "In dieser Dramatik nicht absehbar"

29. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Wahl Eberhard Rotter kommt trotz hoher Verluste zum fünften Mal in den Landtag

Von Peter Mittermeier |Westallgäu/Oberallgäu28516 Stimmen, 44,4 Prozent - damit wird Eberhard Rotter zum fünften Mal in Folge ins Parlament einziehen. Das sind die nackten Fakten. Als Sieger gefühlt hat sich der Weilerer Rechtsanwalt gestern Abend freilich nicht. Er spricht von einer "schmerzhaften Niederlage" - für sich und seine Partei. Gegenüber der Wahl vor fünf Jahren hat Rotter rund 14 Prozent verloren.

Viele Dutzend Wahlveranstaltungen hat Eberhard Rotter in den vergangenen Wochen zwischen Nonnenhorn und Oberstdorf abgehalten. Bis zuletzt hatte er an ein Wahlergebnis im Bereich der letzten Hochrechnungen geglaubt. "In dieser Dramatik hat sich das Ergebnis auch in den Gesprächen mit dem Bürgern nicht abgezeichnet", gibt er seinen Eindruck wider.

Für die Niederlage der CSU macht der Anwalt gleich mehrere Ursachen aus. Eine führt bis in den November 2003 zurück. Damals kündigte Ministerpräsident Stoiber in seiner Regierungserklärung im November einen Sparkurs an. "Er hat schmerzhafte Dinge verkündet. Die Bürger waren darauf zu wenig vorbereitet. Das hat zu erheblichem Unmut geführt", vermutet Rotter. Sein eigenes Ergebnis sieht er im Trend der Partei, analog zu den Wahlen seit seinem ersten Einzug ins Parlament 1990.

Rotter: "Bei all den Auf und Abs lag das Ergebnis immer in etwa beim Bayerntrend". Diesmal sogar ein gutes Stück besser.

Das Ergebnis auf Landesebene wertet er trotz der deutlichen Verluste als klaren Regierungsauftrag der Bürger. "Die CSU hat den Auftrag zu regieren erhalten. Aber nicht allein", sagt der 54-Jährige. Als Koalitionspartner kann sich der Lindauer Kreisvorsitzende trotz der von CSU-Parteichef Huber angekündigten Gespräche mit Freien Wählern und der SPD nur die FDP vorstellen. Bei den Freien kann er auf Landesebene "kein Programm erkennen." Wer immer auch die Regierungs-Koalition bildet, sie sollte nach Rotters Einschätzung vom bisherigen Ministerpräsidenten angeführt werden. "Ich sehe nicht, was Beckstein gravierend falsch gemacht hätte", zog Rotter gestern Abend Bilanz der Nach-Stoiber-Zeit.

Seinen Parteikollegen riet er deshalb zur Besonnenheit. "Wir müssen kühlen Kopf bewahren. Schnelle Personalentscheidungen sind in einer solchen Lage nicht das Richtige."

Kritik von Kaiser

Für das gute Abschneiden seines grünen Kontrahenten Adi Sprinkart - er erzielte erneut das zweitbeste Ergebnis der Direktkandidaten - hat Rotter eine einfache Erklärung. "Er ist der einzige, der in der Öffentlichkeit als Opposition wahrgenommen wird".

Die Niederlage analysiert hat auch der Oberallgäuer CSU-Kreisvorsitzende Gebhard Kaiser. "Wir waren nicht richtig bei den Menschen, die CSU hat klar verloren", kommentierte er die Ergebnisse im Stimmkreis 710. Besonders bedauerlich sei der Unterschied von fast fünf Prozent zwischen Erst- und Zweitstimmen.

Auf der einen Seite hätten andere Parteien sehr bekannte Kandidaten ins Rennen geschickt. Auf der anderen Seite aber zeige dies, dass Eberhard Rotter in seiner Persönlichkeit mancherorts nicht so angekommen sei wie erhofft. "Das ist bedauerlich - in der Wahlanalyse werden wir genau schauen müssen, wo die Ursachen lagen." Wichtig sei in Zukunft, gerade bei unangenehmen Schritten die Menschen mitzunehmen. "Das ist uns offenbar nicht gelungen - auf allen Ebenen" (Kaiser).