Kempten/Oberallgäu (sh). - Wann er dieser großen Leidenschaft erlegen ist, das weiß Winfried Kern noch ganz genau: 1976, vor 30 Jahren, packte den Kemptener das Motorradfieber. Eine Faszination, die er bis heute verspürt, wenn er auf zwei Rädern unterwegs ist. Den Wind vorbeirauschen fühlen, die Geschwindigkeit - das alles macht für ihn Motorradfahren aus. So wie Tausende ist er bei sommerlichen Temperaturen so oft wie möglich mit seiner Maschine unterwegs. Seine erklärten Traumstrecken, sie liegen in Italien. Kern mag dort alles, was kurvig ist und nach Pass-Straße aussieht. Sein Hobby hat ihn so sehr geprägt, dass der heute 49-Jährige es irgendwann einfach zum Beruf machte und Motorradhändler wurde. Dass bei den Ausflügen auch immer die Gefahr mitfährt, weiß der Kemptener. 'Das muss einem immer gegenwärtig sein'. Dass man sich der Gefahr immer bewusst sein muss, dieser Überzeugung ist auch Joe Gast. Der Polizist hat ebenfalls sowohl privat als auch beruflich mit schnellen Maschinen zu tun - er fährt das einzige 'Video-Motorrad' der Kemptener Verkehrspolizei. Zwischen Lindau und Buchloe ist der 43-Jährige im Sommer mit seiner Maschine unterwegs. 'Wer einmal mit Motorradfahren anfängt, hört damit meistens auch nicht mehr auf', weiß er aus eigener Erfahrung. Und was ist besonders wichtig im Umgang mit den schweren Maschinen? 'Zunächst einmal muss das Motorrad in einem top Zustand sein. Zum Beispiel dürfen die Reifen nicht abgefahren sein, weil sie dann nicht mehr greifen.'Aber auch die Fahrer müssen gut ausgestattet sein - 'glücklicherweise sieht man kaum mehr jemand, der nur in Jeans und Lederjacke fährt.' Was Gast noch am Herzen liegt: 'Das Motorrad sollte zum Fahrer passen.' Soll heißen: 'Es geht nicht darum, sich eine möglichst große Maschine zu kaufen. Man sollte sich lieber ein Motorrad zulegen, mit dem man dann auch wirklich umgehen kann.' Sinnvoll seien außerdem Sicherheitstrainings, die unter anderem der ADAC anbietet. Motorradfahren - ein Sport zwischen der großen Freiheit und dem großen Risiko. Das belegt auch die Statistik der Polizei.
Allein im 2005 registrierte die Kemptener Polizei 108 Motorradunfälle, bei denen es 114 Verletzte gab. Vier Kradfahrer wurden getötet. Auch an diesem Wochenende verunglückten in Stadt und Land zahlreiche Motorradfahrer: Beim Zusammenstoß zwischen einem Auto und einem Motorrad auf der B 309 bei Oy-Mittelberg wurde ein Kradfahrer leicht verletzt. Sachschaden: rund 7000 Euro. Ebenfalls leicht verletzt wurde am Samstag eine 21 Jahre alte Motorradfahrerin. Sie war bei Unterhalden auf das Auto eines 59-Jährigen aufgefahren. Schaden: 5000 Euro. Mit seiner Maschine gestürzt ist ein Motorradfahrer nach einem Bremsmanöver bei Betzigau. Vor ihm hatte ein Auto gehalten. Der Mann kam zu Fall und wurde verletzt. Es entstand Schaden in Höhe von 2000 Euro. Prellungen und einen Schlüsselbeinbruch erlitt ein Motorradfahrer, der nahe Weitnau gestürzt war. Der Mann war in einer Kurve mit seinem Motorrad von der B12 abgekommen. Mehrere Fahrer gingen der Polizei bei einer Kontrolle in Kempten ins Netz. So wird neben einem Fahrer auch ein Händler aus dem Oberallgäu angezeigt. Der Fahrer war vor kurzem wegen abgefahrener Reifen von der Polizei aus dem Verkehr gezogen worden. Der Händler hatte kurz darauf bestätigt, dass dieser Mangel behoben sei. Da an der Maschine aber noch die alten Reifen aufgezogen waren, gibt es nun Anzeigen. Belangt wird ein Motorradfahrer, der einen lauten Renn-Auspuff an dem Krad angebracht hatte. Ärger bekommen auch zwei weitere Fahrer. Einer hatte sich am Auspuff zu schaffen gemacht, so dass dieser lauter war als erlaubt. Die Folge: drei Punkte in Flensburg und 75 Euro Bußgeld. Sechs Punkte und 125 Euro Bußgeld bekam ein weiterer Fahrer aufgebrummt, eine nicht zugelassene Auspuffanlage montiert hatte und zudem mit abgefahrenen Reifen unterwegs war. Ein dritter Fahrer, an dessen Motorrad ebenfalls die Reifen abgefahren waren, wird mit drei Punkten und 75 Euro Bußgeld bestraft.