Kempten | se | 'Nein. Nein. Nein.' Freiwillig ein Schulkind aus Sankt Mang in die Eich schicken? 'Nein. Niemals.' Kategorisch lehnen Eltern in der Außenstelle der Gustav-Stresemann-Schule ab, dass einige Erstklässler im kommenden Schuljahr in die Grundschule in der Eich pendeln sollen. 'Wir in Sankt Mang sind immer die Deppen', formulieren Mütter und Väter ihren Protest gegen Pläne des Schulamts. Vertretern der Behörde und der Stadt gelingt es am Mittwochabend nicht, die aufgewühlten Gemüter zu beruhigen.
'Man darf sich von denen da oben nicht alles gefallen lassen', ruft Pfarrer Helmut Doll in die Runde und erntet dafür Applaus. Für ihn ist es unsinnig, Mädchen und Buben aus ihrem Stadtteil und ihren Beziehungen zu Freunden herauszureißen. 'Wir zitieren den Kreuzer her, der muss sich kümmern', fordert der Seelsorger Einsatz des Abgeordneten.
Schulrat Hans Fasser, der selbst früher für die Sankt Manger Schulen verantwortlich war, ist Übermittler der Nachrichten, die die Eltern so aufbringen. 'Als Schulamt sind wir nur ausführende Verwaltung. Wir haben keinen Spielraum', betont er ein ums andere Mal. Exakt 1,233 Lehrerstunden seien pro Erstklässler bewilligt. Um in beiden Schulen genügend Unterrichtsstunden für die ABC-Schützen zu bekommen, sei es notwendig, die Schüler aufzuteilen.
16 Kinder sind in der Eich für die erste Klasse im Schuljahr 2008/09 angemeldet, 33 sind es im Sankt Manger Teil der Schule Kottern-Eich. Fasser schwebt vor, Klassen mit 24 beziehungsweise 25 Kindern zu bilden. Acht Kinder aus Sankt Mang sollen demnach ab September in der Schule in der Eich unterrichtet werden. 'Natürlich wäre es ideal, drei Klassen zu bilden mit 16, 17 Schülern', sagt der Schulrat: 'Aber ich habe die Lehrer nicht, ich bekomme die Stunden nicht.'
Und wie soll eine gerechte Auswahl stattfinden, welches Kind in die Eich muss' Fasser setzt auf Freiwilligkeit. In einem Schreiben werde er sich demnächst an alle Eltern wenden, und ihnen den Sachverhalt erläutern. Sollte sich niemand bereit erklären, seinen Sprössling in die Schule auf der anderen Illerseite zu schicken, werde man nach Wohnortnähe entscheiden.
Was auf wenig Gegenliebe bei den Sankt Mangern stößt: 'Wir wohnen am Denzlerpark, damit haben wir dann wohl die Akarte', schimpft ein Papa.
Auch das Angebot von Schulreferent Benedikt Mayer, die Kinder in einem Kleinbus in die Eicher Schule zu bringen, besänftigt die Eltern nicht. Außerdem haben die Menschen in Kottern nicht das Gefühl, im Nachbarviertel wohlgelitten zu sein: 'Ich habe meinen Buben aus dem Eicher Kindergarten genommen, weil er dort total ausgegrenzt wurde.'
In den nächsten Wochen werde entschieden, wie die Klassen gebildet werden, sagt Fasser. Im Vergleich zu anderen Schulsprengeln komme Kottern-Eich ohnehin gut weg. Die Eltern in Sankt Mang glauben das nicht.