Von Thilo Jörgl, Kaufbeuren - In diesen trockenen Junitagen macht der Fischereiverein Kaufbeuren auf den Wassermangel in der Wertach aufmerksam. Laut dem Vereinsvorsitzenden Peter Konrad hat die Wertach unterhalb des Mühlbachwehrs etwa die Hälfte des Jahres zu wenig Wasser. Der Grund dafür sei, dass zu viel Wasser in den Mühlbach geleitet werde. Dies müsste seiner Meinung nach geändert werden. Allerdings stehen alte Rechte der Kraftwerksbesitzer dieser Forderung entgegen. Wer derzeit am Wertachwehr an der Schelmenhofstraße steht, kann es nicht übersehen: In Richtung Norden ist die Wertach nur ein kleines Rinnsal. Bis zur Crescentia-Brücke fließt kaum Wasser, starkes Algenwachstum ist die Folge. 'In diesem Bereich fangen wir keine Fische', klagt Konrad. Der Fischer spricht im Allgemeinen von einem 'dramatischen Rückgang' des Fischfangs an der Wertach, was unter anderem daran liege, dass es keine Fischtreppe am Kaufbeurer Wehr gebe. Der Grund, warum kaum mehr Wasser in der Wertach fließt, ist laut Konrad 'seit Jahren bekannt': Gemäß eines Wasserrechts aus den 30-er Jahren dürfen die Besitzer von Kraftwerken am Mühlbach bis zu neun Kubikmeter (9000 Liter) pro Sekunde aus der Wertach ableiten, um ihre Turbinen zu betreiben. Laut Konrad fließen derzeit in der Wertach aber nur 8,5 Kubikmeter. Daher bleibe 'quasi kein Wasser' für das Flussbett übrig. Für Konrad sind die Folgen der starken Wasserentnahme aus der Wertach 'ökologisch sehr bedenklich, zumal die Wasserqualität gut ist'. Schon ein Kubikmeter Wasserzufluss pro Sekunde würde die Situation der Wertach 'wesentlich verbessern'. Diese Menge müsste man aber den Kraftwerkbetreibern abnehmen, was aber schwierig sei, weil diese auf ihr Recht pochten, so der Vertreter der Fischer. Zitat Ich wundere mich, dass die Stadt zwar ein teures Freibad in Neugablonz baut, aber die Wertach als Naherholungsgebiet völlig vernachlässigt.} Peter Konrad, Vorsitzender des Fischereivereins Konrad indes wundert sich, dass die Stadt zwar ein 'teures Freibad' in Neugablonz baut, aber die Wertach als Naherholungsgebiet 'völlig vernachlässigt'. Andere Städte am Unterlauf des Flusses - etwa Bobingen oder Augsburg - hätten sich seit dem Pfingsthochwasser 1999 im Rahmen des Programms 'Wertach vital' ökologisch 'vorbildlich' für die Renaturierung des Flusses eingesetzt. Konrad glaubt, dass aufgrund der EU-Wasserrahmenrechtlinien die Stadtväter und das Wasserwirtschaftsamt Maßnahmen ergreifen müssen, um das Ziel der EU-Vorschriften zu erreichen: Nämlich bis 2015 einen 'guten ökologischen Zustand des Flusses herzustellen'. Dass 'fast niemand in der Bevölkerung' das Wertach-Problem sieht, wundert Konrad. Mit Fotos und Plakaten will er demnächst in der Fußgängerzone auf den Missstand aufmerksam machen. Bei der Verwaltung weiß man um die Lage der Wertach. 'Derzeit wird noch geprüft, wie der Fluss in den Wasserrahmenrechtlinien eingestuft wird', erklärt Bruno Dangel vom städtischen Umweltamt. Erst nach der Überprüfung könne man die rechtliche Lage neu beurteilen. Grundsätzlich tut sich Dangel zufolge die Stadt Bobingen bei der Renaturierung leichter, weil Stadt und Land große Flächen besitzen, die für eine Renaturierung verwendet werden können.
Baustahl und Rohre im Fluss Doch nicht nur die Mühlbach-Ableitung ist den Fischern ein Dorn im Auge, sondern noch zwei weitere Punkte. Zum einen wundert sich Konrad, dass unterhalb des Wehrs 'Bautafeln, Stahlgitter und Rohre' liegen. Er vermutet, dass der Bauschutt Überreste aus dem Umbau des Wehrs vor drei Jahren sind. Zum anderen hat er Fotos gemacht, als nach einem starken Regenguss durch die Überlaufrohre des Mischwasserkanals Hygieneartikel aller Art in die Wertach geschwemmt wurden. 'Mit einem Rückstaubecken hätte man das verhindern können', sagt er. Irene Marquart vom Rechtsamt gibt zu, dass es nach starken Regengüssen in der Wertach 'schlimm ausschaut'. Rein rechtlich sei die Funktionsweise der Überlaufkanäle aber 'völlig in Ordnung'. Bruno Dangel betonte, dass er dem Bauschutt-Problem am Wertach-Wehr 'umgehend' nachgehen werde.