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In der SVE spielerisch

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In der SVE spielerisch

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    Schwächen beseitigen Spiel und Lernen an der schulvorbereitenden Einrichtung Von Nicole Siebert Obergünzburg/Marktoberdorf Vorsichtig balanciert der kleine Fabian ein Salzstängelchen zwischen Nase und Oberlippe. 'Mach eine Schnute, dann kannst du es einklemmen, ermuntert ihn Erzieherin Christel Klidis-Lieb. Doch der kleine Bub, der derzeit die schulvorbereitende Einrichtung (SVE) in Obergünzburg besucht, hat nicht so viel Geduld und schiebt sich das Knabbergebäck schnell mit den Fingern in den Mund. Dabei bricht er in helles Lachen aus.

    Was nach Spiel und Spaß aussieht, hat allerdings einen tieferen Hintergrund. 'Zu uns kommen Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder anderen Schwächen', sagt Christel Klidis-Lieb, Erzieherin an der SVE in Obergünzburg, die eine Außenstelle der Don-Bosco-Schule Marktoberdorf ist. Die Schwächen, mit welchen die Kinder an die SVE kommen, können sprachlicher Art sein oder auch die allgemeine Entwicklung wie Wahrnehmung oder Konzentration betreffen. Die Übung mit den Salzstangen kräftigt beispielsweise die Gesichtsmuskulatur und fördert das deutliche Sprechen. Spielerisch sollen in der SVE Schwächen gebessert und, wenn möglich, beseitigt werden. Das geschieht ohne Druck und meist im Spiel. 'Hier sind die Kinder in einer entspannten, angstfreien Atmosphäre', sagt Klidis-Lieb.

    'Wir lenken die Kinder in therapeutischem Sinne', erklärt auch Josef Hagen, der die sonderpädagogische Verantwortung für zwei Gruppen in Marktoberdorf und eine Gruppe der schulvorbereitenden Einrichtung in Obergünzburg trägt. Konkret heißt dies für die Kinder auch, dass sie zum Beispiel gezielt eine Figur ausschneiden oder ein Geräusch benennen sollen.

    Indes spielen die Kinder schon wieder ein anderes Spiel. Der Zauberer zaubert Punkte herbei. Dabei wirft ein Kind einen großen Papierwürfel in die Luft. Er springt auf dem Boden auf und zeigt die Zahl Fünf. 'Wie viele Punkte hat der Zauberer herbeigezaubert', fragt Klidis-Lieb. 'Drei, fünf, neun', rufen die Kinder durcheinander. Klidis-Lieb runzelt die Stirn. Und dann zählen die Kinder gemeinsam jeden einzelnen Punkt ab ­ und kommen auf die richtige Zahl.

    Jeden Tag kleine Erfolge

    'Ich habe hier jeden Tag kleine Erfolge', berichtet die Erzieherin, die seit zehn Jahren an der SVE tätig ist. Etwa zehn Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren gibt sie täglich spielerischen 'Unterricht'. Manchmal muss sie aber auch ganz vorne anfangen: 'Oft müssen die Kinder die Regeln des menschlichen Miteinander wie Rücksicht oder Fairness erst lernen', sagt sie. Ein weiteres Problem seien die Konzentrationsstörungen. '90 Prozent der Kinder hier haben Konzentrationsstörungen', hat Klidis-Lieb die Erfahrung gemacht.

    Die Hälfte geht in die Regelschule

    Doch was kommt nach der SVE? 'Etwa 40 bis 50 Prozent der Kinder können danach eine Regelschule besuchen', berichtet Hagen, der jede Woche auch in Obergünzburg mit einzelnen Kindern gezielt arbeitet. Er erstellt Gutachten über die Kinder, berät die Eltern und testet die Buben und Mädchen. Dann gibt er eine Empfehlung für die weitere Schullaufbahn. Und damit kommen manche Eltern oft nicht klar. Denn einigen Kindern täte es laut Hagen gut, noch ein Jahr eine Diagnose-Förderschule zu besuchen und erst dann den Sprung auf die 'normale' Grundschule zu wagen. 'Wenn wir diesen Weg empfehlen, ist es auch meist der Bessere und zu Wohle des Kindes', hat Hagen die Erfahrung gemacht.

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