Westallgäu | wa | Die Zahlen, die der Deutsche Jagdschutz-Verband hinsichtlich der Wildunfälle auf deutschen Straßen veröffentlicht, sind nach wie vor alarmierend. Christian Aigner vom Kreisjagdverband Lindau ruft die Autofahrer deshalb auf, besonnen zu fahren.
Die Brunft wirkt sich stark auf die Wildbewegungen aus. Liebe macht bekanntlich blind. Besonders gefährlich sind: Übergangsbereiche zwischen Wald und Feld, neue Straßen, die durch Waldgebiete führen und wenig frequentierte Straßen.
Laut Christian Aigner vom Kreisjagdverband Lindau können Wildunfälle reduziert werden. Als Beispiele nennt er die Verringerung des Tempos in bewaldeten Gegenden und mit Licht zu fahren, wann immer das möglich ist. Bewegt sich ein einzelnes Tier über die Straße, dann gilt besondere Vorsicht, denn ein Tier kommt selten allein.
Lässt sich ein Zusammenprall nicht vermeiden, empfiehlt der Kreisjagdverband: so stark wie möglich bremsen, in der Spur bleiben, nicht dem Tier ausweichen, Lenkrad gut festhalten. Nach einem Unfall ist es wichtig, die Unfallstelle abzusichern: dazu Warnblinkanlage einschalten, Warndreieck in ausreichendem Abstand aufstellen, gegebenenfalls das tote Tier an den Randstreifen schaffen. Wegen der Tollwutgefahr sollte man das Tier nicht mit bloßen Händen anfassen.
Auch sollte man das Wild niemals mitnehmen, denn das ist Wilderei und somit strafbar. Wurde das Wildtier verletzt und ist flüchtig, dann genau die Stelle für spätere Nachsuchen markieren und die Polizei verständigen, welche sofort den zuständigen den Jagdpächter informiert. Polizei und ein Unfallprotokoll sind wichtig für Schadensregulierungen über die Teilkasko oder die Vollkasko.

Schwerer Wildunfall in Schröcken
Autofahrer weicht Reh aus und überschlägt sich mehrmals - Hund stirbt
"Gerade in der Rehbrunft ist die Gefahr besonders hoch", erklärt Christian Aigner vom Kreisjagdverband Lindau. "Die Böcke treiben dabei stundenlang die Rehgeißen vor sich her und nehmen in ihrem Liebesrausch Gefahrenquellen oft nicht wahr." Neben den Frühjahrs- und Herbstmonaten kommt es daher im Hochsommer gehäuft zu Wildunfällen. Besonders tückisch: Während in anderen Monaten in den Dämmerungsstunden vermehrt auf Wild geachtet werden muss, kann einem in der Brunft auch am hellen Tag das Reh buchstäblich vor das Auto springen.
Alle Wildunfälle melden
Häufig findet das Brunftgeschehen nicht nur im Wald, sondern in Wiesen und Getreideschlägen statt. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Der Schaden am Fahrzeug kann enorm sein. Ein 20 Kilogramm schweres Reh besitzt bei einem Zusammenstoß mit Tempo 100 ein Auftreffgewicht von über einer halben Tonne. Wichtig ist: Selbst wenn das Reh scheinbar gesund weiterläuft und im Unfallbereich keine Blutspuren erkennbar sind, kann es schwerste innere Verletzungen davongetragen haben, an denen es später qualvoll verendet. Deshalb ist es wichtig, alle Wildunfälle zu melden, damit ein Jäger mit seinem ausgebildeten Jagdhund das Stück nachsuchen und von seinen Qualen erlösen kann.