Marktoberdorf/Ostallgäu | ver | Mann mags bequem - deshalb hat die knappe, eng anliegende Badehose im Freibad Auszeit. Statt kneifender und oft unvorteilhafter Enge setzt der modebewusste Badbesucher beim Gang über die Liegewiese lieber auf lässige weite Bermudashorts - und ist damit auch in Sachen Trend auf der sicheren Seite. Während in einigen Bädern in Bayern die "Schlabberhose" unter anderem wegen Hygienebedenken verboten ist, herrscht für die Herren im Anton-Schmid-Freibad in Marktoberdorf, am Elbsee in Aitrang sowie im Hagenmoosbad in Obergünzburg Wahlfreiheit in Sachen Beinkleider.
Vor allem Jugendliche setzen auf bequeme Shorts statt Badehöschen, stellt Gerhard Schwarz, Betriebsleiter beim Anton-Schmid-Bad, fest: "Auch Mädchen tragen solche Hosen." Er rechnet damit, dass der Trend bald der Vergangenheit angehört: "Eigentlich ist die Hose durch die Taschen unpraktisch und hinderlich beim Schwimmen."
Nicht von der Straße ins Bad
Kopfzerbrechen wegen mangelnder Hygiene bereiten die Bermudashorts Schwarz nicht: "Wir setzen jeden Tag 30 Liter Frischwasser pro Badegast zu." Ein größeres, hosen-unabhängiges Problem gebe es mit einer anderen Hygieneregel, die nach Schwarz Erfahrung längst nicht mehr alle einhalten: "Wenn wir Leute darauf ansprechen, fragen viele, warum sie duschen sollen, bevor sie ins Wasser gehen."
Mit derselben Bermuda-Shorts von der Straße ins Bad - dafür gibt es von Schwarz ein klares Nein. Auch Ralf Kinkel, Abteilungsleiter für das Gesundheitsamt am Landratsamt, appelliert an die Badenden, die Hose nicht zuvor als normale Kleidung zu tragen, da sie dann verschmutzter sei. Grundsätzlich spreche aber nichts gegen die Bermudashorts als Badebekleidung. Ein generelles Verbot ist auch für Schwarz "gar kein Thema, es sei denn, vom Bundesverband der Schwimmmeister kommt dazu eine Richtlinie". Bermuda-Shorts sind auch im Hagenmoos-Bad in Obergünzburg kein rotes Tuch. "Wir sehen das ganz locker. Derzeit gibt es keinen Grund, das zu verbieten", sagt Obergünzburgs Zweiter Bürgermeister und Wasserwachtsmitglied Herbert Heisler. Dem schließt sich Petra Martin vom Bad am Elbsee an.

Wer kennt sie?
Unbekannte Tote in Bayern: In diesen Fällen rätselt die Polizei noch immer
In einem Moorbad oder Natursee bedeuteten die Hosen kein gravierendes Hygiene-Problem, so Heisler und Martin. Auch laut Kinkel spielt der Faktor Bermuda-Short in einem Naturgewässer eine zu vernachlässigende Rolle. Dasselbe gilt übrigens nach Meinung aller Befragten für das zweite Argument gegen die Shorts, das wallende Beinkleid sorge für Wasserschwund.
Heisler schließt nicht aus, dass es durch Gegenstände in den Hosentaschen zu Verschmutzungen kommen kann. Daher sollte man Zigaretten oder andere Dinge nicht darin verstauen, so Kinkel. Petra Martin setzt auf Vernunft und Hygieneverständnis der Badegäste und dass die Leute sich entsprechend verhalten: Unterwäsche unter den Bermudashorts - das findet sie, ebenso wie Schwarz und Kinkel, "nicht okay".