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In Daxberg ist ständig Eiszeit

Erkheim-Daxberg

In Daxberg ist ständig Eiszeit

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    In Daxberg ist ständig Eiszeit
    In Daxberg ist ständig Eiszeit Foto: eva-maria frieder

    Duftend, cremig und rosa drückt die Maschine das Erdbeereis in den Behälter. Deckel zu, Etikett drauf, fertig. Eva-Maria Bail stapelt die vollen Kunststoffschalen aufeinander und legt sie in eine der Kühltruhen, die an den Wänden ihrer Eisküche stehen. Bail gehört zu jenen Bäuerinnen, die sich nicht vorstellen können, jemals ihren Hof aufzugeben. Als 2002 das jüngste der vier Kinder in den Kindergarten kam und sie die gewonnenen Freiräume nutzen wollte, hat sie sich mit dem Eis eine Nische erschlossen, die mit der Landwirtschaft und ihren häuslichen Pflichten in Einklang steht.

    Reihenweise geben zurzeit die Milchbauern auf. Die Entwicklung in der Milchwirtschaft entzieht ihnen die Existenzgrundlage. "Aber viele", sagt Bail, "hängen mit Herzblut an ihrem Hof und versuchen mit allen Mitteln über die Runden zu kommen." Sie ist gelernte ländliche Hauswirtschafterin, kommt selber von einem Bauernhof und hat mit ihrem Mann 1992 den Betrieb der Schwiegereltern in Daxberg übernommen.

    Der Ehemann übernimmt nebenbei den Winterdienst für das Dorf und leistet Lohnarbeit für den Maschinenring. "Ohne die Zusatzverdienste ginge es nicht", sagt Bail. Das Bauernhofeis ist ein zusätzliches Standbein. Sie hat dafür ein eigenes Gewerbe angemeldet und kauft ihrem Mann die Milch ab, die sie zur Eis-Zubereitung braucht.

    Insgesamt 30000 Euro musste sie für den Kauf von Maschinen und Kühltruhen, den Umbau der früheren Milchkammer und des Kuhstalls investieren. Die Auflagen des Landratsamts sind streng. Ein Hofladen wurde eigens angebaut. Nach fünf Jahren hatten sich die Investitionen gerechnet.

    Drei Vormittage pro Woche in der Eisküche

    Mindestens drei Vormittage pro Woche ist Bail in ihrer Eisküche tätig. Im Juni hat sie Hochsaison, denn neben Privatleuten und Gastronomen hat sie auch viele Vereine als Kunden, die für ihre Feste oft schon ein Jahr im Voraus buchen. Die Büroarbeit ist auch nicht zu unterschätzen. Viel Werbung muss sie nicht mehr machen, ihr bestes Renommee bekomme sie ohnehin über die Mundpropaganda, sagt Bail.

    Die Verbraucher würden immer mehr Wert auf naturreine Zutaten und auf eine seriöse Verkaufspolitik legen. Beim Bauernhofeis sind Farb- und Konservierungsstoffe tabu. Brombeeren und Rhabarber hat sie selber im Garten, Johannisbeeren und Himbeeren pflückt sie bei ihrer Mutter, Erdbeeren auf dem Feld. Das Mangomus kommt aus dem Eine-Welt-Laden, und wenn im Bioladen ihrer Tante überreife Bananen übrig sind, kommen sie ins Eis.

    Die Arbeit gefällt der überzeugten Bäuerin - nicht zuletzt deswegen, weil sie ihr eigener Herr ist und zu Hause arbeiten kann, also auch für die Familie jederzeit erreichbar ist.

    Außerdem ist das Eismachen ein schöpferischer Prozess; sie hebt immer mal wieder neue Eigenkreationen aus der Taufe wie eine Joghurt-Himbeer-Erdbeer-Mischung oder ein Sorbet mit Balsamico. "Mein Mann ist mein bester Kunde und das Versuchskaninchen", sagt sie.

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