Amberg(mst). - Das Grabmal eines Vorfahren aus dem 15. Jahrhundert besuchten die Freiherren von Welser, Siegmund (94) und Georg (40), kürzlich in der Amberger Pfarrkirche. Dort ist Bartholomäus Welser begraben, wie deutlich auf einer Gruftplatte aus Marmor nachzulesen steht. Die Platte ist in den Fußboden der Amberger Dorfkirche eingelassen, allerdings nicht an der Stelle, unter der sich die Familiengruft befindet, sondern auf der gegenüberliegenden Seite. Früher habe über der Gruft eine kleine Kapelle gestanden, wie Günter Mayer von der Amberger Kirchenverwaltung und Kirchenpfleger Josef Fipper-Riedl den Besuchern erläuterten. Irgendwann sei die Gruft aufgebrochen worden. Jetzt sei sie nicht mehr zugänglich. So mussten sich die lebenden Nachkommen der Welser mit der Grabplatte begnügen.
Inschrift lesen kein Problem Die lateinische Inschrift darauf zu entziffern, ist für den 94-Jährigen Freiherrn Siegmund kein Problem. 'Bartholomäus Welser hat die Platte für sich und die Seinen 1557 machen lassen', übersetzte er und stellte fest: 'Das war noch zu seinen Lebzeiten.' Die Platte ist freilich nicht der einzige Hinweis auf Bartholomäus Welser, seine Frau Felicitas Grander und die zwölf Kinder, die aus der Ehe hervorgingen. Hinter dem Altar hängt ein Epitaph (Gedenkstein), das Bartholomäus Welser anfertigen ließ, zwei weitere sind in einer Seitenkammer der Kirche untergebracht und eines gleich im Eingangsbereich. Lange wandelten die Besucher zusammen mit der Familie im Gotteshaus umher. Georg, Freiherr von Welser, steht in der 14. Generation nach Bartholomäus Welser, der von 1498 bis 1561 gelebt hat. Sitz der jungen Familie ist das Schloss in Neunhof bei Lauf an der Pegnitz. Sein Onkel Siegmund Freiherr von Welser lebt in einem Seniorenstift in München. Die Beziehungen der Freiherrn von Welser zur Gemeinde Amberg waren bis vor kurzem nicht gerade intensiv. Lediglich in den 80er Jahren habe er einmal eine Korrespondenz mit dem Amberger Bürgermeister geführt, erinnert sich Siegmund. Damals habe Amberg angefragt, ob es die Lilie aus dem Wappen der Welser fürs Gemeindewappen verwenden dürfe. 'Natürlich habe ich meine Erlaubnis gegeben', so der Senior. Vor einiger Zeit habe er dann von einem Forschungskreis über die Augsburger Patrizier den Auftrag erhalten, den Spuren von Bartholomäus Welser in Amberg nachzugehen. So kam der Kontakt zur Unterallgäuer Gemeinde erneut zustande und damit auch die Einladung des Bürgermeisters, an der Einweihungsfeier für die Bartholomäus-Welser-Straße teilzunehmen (wir berichteten). Die Frage, was ihren Vorfahren Bartholomäus nach Amberg verschlagen hat, können sie umgehend beantworten: 'Es war damals üblich, sich kleine Herrschaften um Augsburg herum zu kaufen', so Siegmund von Welser. 'Amberg war quasi der Ruhesitz von Bartholomäus und bot sich auch wegen seiner Beziehungen zu Memmingen an.' Bartholomäus Welser habe im Alter von 19 Jahren die Handelsgesellschaft seines Vaters in Augsburg übernommen. 'Die Familie war damals maßgeblich beteiligt an der Wahl von Kaiser Karl V.', erzählen die beiden Welser nicht ohne Stolz. 1551 habe sich Bartholomäus Welser aus der Handelsgesellschaft zurückgezogen und in Amberg ein Schloss gekauft. Darauf weist heute allerdings nur noch die Schloßstraße hin.