Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Immer weniger "nette Toiletten" im Städtle

Immenstadt

Immer weniger "nette Toiletten" im Städtle

    • |
    • |
    Immer weniger "nette Toiletten" im Städtle
    Immer weniger "nette Toiletten" im Städtle Foto: scanner

    Mit viel Euphorie wurde die "Nette Toilette" im Frühjahr 2005 im Städtle eingeführt. Wie in anderen Städten erfolgreich praktiziert, stellen Gastwirte ihre WCs zur Verfügung, die Stadt zahlt dafür einen Obolus und spart sich damit Aufwand und Kosten. So auch in Immenstadt, wo damals 14 Gastronomen mit einstiegen und die Stadt im Gegenzug die Toilette in der Kirchplatzunterführung schließen konnte. Inzwischen sind etliche Gastwirte wieder abgesprungen.

    Ein noch dieser Tage öffentlich ausliegender Werbe-Flyer der Stadt, einst freundliche Einladung, ohne Druck im Städtle flanieren, bummeln und einkaufen zu können, offenbart als bloße Karikatur des eigentlich Beabsichtigten die aktuelle Lage: Sieben von fünfzehn Lokalen sind auf dem Faltblatt mit schwarzem Filzstift auf der Liste gestrichen. Zu den übrig gebliebenen kamen mit dem Carpe Diem und dem Tennisclub Immenstadt zwei neue "Nette Toiletten" dazu.

    Warum stieg ein Wirt nach dem anderen aus? Das Angebot wurde von Passanten schamlos ausgenutzt, heißt es im Hotel Hirsch. Hotelier Michael Rießland hat beobachtet, wie dieselben Personen Tag für Tag die Toiletten benutzen. Zudem seien schon Gegenstände gestohlen worden.

    In einem anderen Lokal, dessen Inhaber nicht genannt werden möchte, bewertet man die Lage ähnlich: Vor allem bei Festen seien die Toiletten heftig verschmutzt worden. Und der Geldzuschuss der Stadt reiche für die Reinigung oder Reparaturen nicht aus. Deshalb hängt nun hier an der Eingangstür statt dem "Nette-Toilette"-Aufkleber ein Schild mit der Aufschrift: "Toiletten nur für Gäste!"

    Freilich gibt es Gastronomen, die die "nette Toilette" unterstützen und gerne mitmachen - zum Beispiel der Gasthof Engel in der Salzstraße. Die Leute kommen mit oder ohne roten Aufkleber an der Tür und benutzen das WC, so die Mitarbeiterin Helga Hepp. Im Eiscafé San Marco gegenüber steht Chefin Rossella Gava zum Projekt: Bisher habe es bei ihr keine Probleme mit dem Gebrauch der Toiletten gegeben.

    "Es ist außerdem ein nettes Angebot an den Kunden", sagt sie. Ganz anderer Meinung ist Albert Seitz vom Drei König, der von Anfang an nicht dabei war. Er findet es grundsätzlich falsch, die Bereitstellung öffentlicher Toiletten auf die Gastronomie zu übertragen: "Ich möchte mir die Entscheidung vorbehalten, wer auf meine Toilette gehen darf. Mit einem Aufkleber an meiner Tür könnte ich das nicht."

    Was sagt der Einzelhandel dazu? Laut "Impuls"-Vorsitzendem Joachim Jürschick ist das Angebot an öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Toiletten in den letzten Jahren zu stark zurückgegangen. Dabei sei die "Nette Toilette" eine wirklich gute Idee: "Wir sind sehr an einer Verbesserung der Situation interessiert", sagt Jürschick.

    Verantwortlich sei dennoch die Stadt. Einer gemeinsamen Lösung werde sich "Impuls" nicht verschließen.

    Stadt: Problem erkannt

    Die Stadtverwaltung steht in Kontakt mit den beteiligten Wirten, sagt Stabsstellenleiter Hans Fischer. Die derzeit "unbefriedigende Lage" habe man im Rathaus freilich erkannt, man arbeite an einer Lösung. Den Werbeflyer mit den durchgestrichenen Lokalen, so Fischer, "kann man in dieser Form natürlich vergessen". Inzwischen liegt eine aktualisierte Liste aus. Wie schwer es Kommunen mit ihren öffentlichen Toiletten haben, zeigt ein aktueller Vorfall am Bahnhofs-WC: Dort haben Vandalen die Wände der mit Kot beschmiert, außerdem stellten die Polizei dort etliche Graffiti-Schmierereien fest.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden