Besucherschwund in Kempten Die Ursachen sind vielfältig - Vor allem die Präsentation der Objekte ist wenig zeitgemäß - Nun soll ein Arbeitskreis Vorschläge für eine Belebung erarbeiten">

Artikel: Immer weniger Menschen gehen in die Museen

18. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Besucherschwund in Kempten Die Ursachen sind vielfältig - Vor allem die Präsentation der Objekte ist wenig zeitgemäß - Nun soll ein Arbeitskreis Vorschläge für eine Belebung erarbeiten

Von Klaus-Peter Mayr |KemptenImmer weniger Menschen interessieren sich für die Kemptener Museen. Die Besucherzahlen jedenfalls gingen in den vergangenen Jahren deutlich zurück. Eine wissenschaftliche Studie sowie Besucherbefragungen haben inzwischen viele Gründe für das Desinteresse herausgefunden. Demnach hapert es vor allem daran, wie die Objekte präsentiert werden - nämlich nicht mehr zeitgemäß und besuchergerecht.

Die Mängel sind allerdings nicht behoben worden, obwohl schon seit eineinhalb Jahren eine umfassende Analyse mit Handlungsanleitungen vorliegt. Und es wird sich auch weiterhin wenig tun, denn laut Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer können Maßnahmen vor 2010 gar nicht finanziert werden. "Da hat die Schulentwicklung Vorrang."

In einer Umfrage unter den Besuchern erhielten die Kemptener Museen und ihre Sonderausstellungen zwar durchweg gute Noten. Die Besucherzahlen sprechen aber eine andere Sprache. Vor allem der Marstall mit der Alpenländischen Galerie und dem Alpinmuseum lockt immer weniger.

Kamen in den 1990er Jahren noch jährlich rund 8000 Interessierte, ging die Zahlen in den vergangenen sieben Jahren nach unten und haben sich inzwischen halbiert (siehe Grafik).

Um das Zumsteinhaus mit seiner naturkundlichen Sammlung und den römischen Grabungsfunden sowie den Archäologischen Park Cambodunum (APC) ist es kaum besser bestellt. Einzig das Allgäu-Museum, in dem die Kemptener und Allgäuer Geschichte präsentiert wird, kann sich seit der Neukonzeption 1999 eines ungebrochenen Zuspruchs erfreuen (jährlich etwa 16000 Besucher). "Das ist unser Flaggschiff", meint denn auch Kulturamtsleiter Dr. Gerhard Weber.

Ihm und auch der Museumsleiterin Ursula Winkler ist klar, dass Einiges im Argen liegt. Deshalb wurde eine Untersuchung der Museumslandschaft in Auftrag gegeben. Der Münchner Volkskundler Dr. Jörg Haller untersuchte im Auftrag der Stadt sämtliche Kemptener Einrichtungen und zeigte Wege auf für eine Verbesserung der Situation. Er plädiert vor allem für eine stärkere Kundenorientierung, eine bessere Vermittlung, ein effektiveres Marketing, mehr Museumspädagogik sowie Umstrukturierungen und Umbenennungen. Außerdem hält Haller eine Aufstockung des Personals für notwendig.

Ergebnisse in einem Jahr

Umgesetzt wurden Hallers Anregungen nur ansatzweise. Einiges nahmen Weber, Winkler & Co sofort in Angriff, vor allem Dinge, die wenig Geld kosteten. Beispielsweise wurde die Eingangssituation im Allgäu-Museum freundlicher gestaltet oder die "Museumsmeile" in "Museen Kempten" umbenannt.

Andere Vorschläge dagegen ließen sich laut Winkler und Weber (noch) nicht umsetzen. Etwa der Hauptkritikpunkt Hallers. In so gut wie allen Museen ist die Präsentation der Objekte nicht mehr zeitgemäß. Im Marstall (mit Alpinmuseum und Alpenländischer Galerie), wo der Besucherschwund am stärksten ausfällt, kann die Stadt sowieso kaum etwas unternehmen, da es sich um ein Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums handelt und alle Maßnahmen abgestimmt werden müssen.

Nun wurde ein Arbeitskreis "Museumsentwicklung in Kempten" gegründet. Das Gremium unter Vorsitz von Kulturamtsleiter Weber setzt sich zusammen aus Experten, Stadträten aller Fraktionen sowie Vertretern von Schule und Jugend, des Fördervereins und der Heimatpflege. Er soll - ähnlich wie vor wenigen Jahren der Arbeitskreis für die Theatersanierung - Vorschläge erarbeiten, die nachhaltig und tiefgreifend sind.

In etwa einem Jahr soll der Arbeitskreis Ergebnisse präsentieren. Weber plädiert dafür, die Jahre 2008 und 2009 für Ideen und Planungen intensiv zu nutzen, damit man sie ab dem Jahr 2010, wenn also Geld im Haushalt locker gemacht werden kann, umgesetzt werden können.