Erkheim/Legau (sdo/kmi/fk). - Die Schalterangestellte Annemarie Eggart hat inzwischen drei Schließungen von Postfilialen erlebt. Zuerst im Dezember 1994 in Attenhausen, im November 1995 in Westerheim und jetzt in Erkheim. Kein Einzelfall: viele Postfilialen und -agenturen (siehe Wortweiser) im Unterallgäu wurden in den letzten Jahren geschlossen. Laut Post-Sprecher Dieter Nawrath waren wirtschaftliche Überlegungen der Hauptgrund. Die flächendeckende Versorgung sei jedoch trotzdem überall gewährleistet. Zum letzten Mal wird der Schalter der Erkheimer Postfiliale am Montag, 15. September, geöffnet sein. Danach werden die Dienste von der Postagentur in der Bäckerei Bittner in der Günztalstraße übernommen. Die Briefzustellung für die Gemeinden Erkheim, Westerheim, Sontheim und Lauben bleibt im Gebäude in der Memminger Straße. Dorthin war die Post 1990 gezogen, nachdem sie 29 Jahre lang im heutigen Getränkemarkt Müller untergebracht gewesen war. Seit November 1995 war Annemarie Eggart Ansprechpartnerin für die Kunden. In den ersten Jahren habe die Post noch vormittags und nachmittags geöffnet gehabt, doch seit zwei Jahren beschränke sich die Öffnung auf den Nachmittag und sie arbeite deshalb vormittags in der Postfiliale in Ungerhausen.
Gespräche laufen In Legau hat die bisherige 'fremdbetriebene Filiale der Deutschen Post AG' von Klaus Filser am Zimmermannsplatz bereits zum 1. September geschlossen. Wenn die Bürger Legaus nun Briefmarken kaufen, Sendungen aufgeben oder abholen wollen, müssen sie derzeit zur fünf Kilometer entfernten Postagentur in Lautrach an der Deybachstraße oder zur acht Kilometer entfernten Postfiliale nach Kimratshofen fahren. 'Derzeit laufen in Legau Verhandlungen mit potenziellen Agentur-Partnern', so Nawrath. 'Wir sind sehr zuversichtlich und gehen davon aus, dass wir sehr bald einen neuen Partner finden.' Dies ist für Gemeinden mit über 2000 Einwohnern auch gesetzlich vorgeschrieben. Wegen der schlechten Bezahlung hätten aber bereits einige Geschäfte kategorisch ausgeschlossen, die Postagentur zu übernehmen, heißt es in Legau. Selbst wenn die Schalterstunden auf ein Minimum reduziert würden, sei es sehr schwierig, mit der Vergütung einen zusätzlichen Beschäftigten, der nötig wäre, zu bezahlen. Laut Filser hatte die Post in diesem Jahr rund 25 Prozent weniger für den Postservice bezahlt als zuvor. Voraussetzung hierfür sei, dass Umsatz und Arbeit gleich blieben. Seit Frühjahr diesen Jahres gelten nämlich (wie berichtet) neue Verträge zwischen der Post und ihren Partnern. 'Diese können sich durchaus rentieren', so Nawrath. Jetzt sei allerdings 'etwas mehr Verkaufsgeschick' gefragt. Paketannahme und Briefmarken-Verkauf würden jetzt pauschal abgegolten, für den Verkauf von Versicherungen werde eine Provision gezahlt. 'Durch eine Postagentur im Geschäft kann man zusätzlich Kunden an sich binden', glaubt der Post-Sprecher.