Kaufbeuren | sd | Dass Helmut Kübler vor zehn Jahren Kaufbeuren verließ, war der Gesundheit geschuldet. Ohne Aufzug in die Altbauwohnung im zweiten Stock zu gelangen, war seit einem Schlaganfall nur noch mit großen Mühen zu bewältigen. Dass es gerade Weißensee war, an dem er seinen neuen Wohnsitz nahm, lag daran, dass sein Sohn am Ort eine Wohnung besaß. Dort, vor den Bergen, lebt Kübler zusammen mit Ehefrau Maria und Hund Henry, dort feiert er am heutigen Dienstag seinen 80. Geburtstag.
Schwieriger Anfang
Fast 30 Jahre lang war Helmut Kübler Leiter der Kaufbeurer AZ-Lokalredaktion. Nimmt man seine ersten journalistischen Schritte beim damaligen Füssener Blatt mit dazu, so war der aus dem südbadischen Müllheim stammende Kübler, der zu Beginn der 50er-Jahre ins Allgäu gekommen war, sein ganzes Berufsleben für Zeitungen der Region tätig. Sein Aufstieg begann, als er 1960 Curt Frenzel, dem früheren Verleger der Augsburger Allgemeinen, begegnete - beim Eishockey. Der junge Sportberichterstatter machte auf Frenzel derart Eindruck, dass der ihm anbot, für die Augsburger als Korrespondent mit Standort Kaufbeuren tätig zu sein. 1964 dann der erste Chefposten: Kübler wurde Leiter der frisch gegründeten Neuen Kaufbeurer Zeitung.
"Keine ganz einfache Zeit", wie er sich erinnert, denn nun war eine neue Redaktion aufzubauen, "und damit hatte ich mich nicht mehr nur um Journalistisches, sondern auch um Verwaltungsaufgaben zu kümmern".
Als sich vier Jahre später die Neue Kaufbeurer Zeitung und Der Allgäuer zur Allgäuer Zeitung zusammenschlossen, übernahm Kübler auch hier die Kaufbeurer Chefposition. Genau genommen waren es die Küblers, die fortan die lokale Berichterstattung prägten. Denn Ehefrau Maria war als Fotografin für die Zeitung tätig.

Fernsehen
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In Kaufbeuren hat Kübler sich stets wohlgefühlt. "Eine überschaubare Stadt", sagt er, "hier hat man schnell Kontakte geknüpft.
" Das war für Kübler kein Problem, und so stand er mit der Zeit auch im Ruf, ein "wandelndes Stadtlexikon" zu sein. Heute sagt er von seinem Altersruhesitz aus: "Ich hänge noch immer an Kaufbeuren." Einige Kontakte sind erhalten geblieben, gelegentlich gibt es Besuche.
Dass er Journalist geworden ist, hat er nie bereut, und schon gar nicht, dass es ihn ins Lokale verschlagen hatte. "In diesem Metier ist der Lokaljournalismus doch der interessanteste Beruf", findet Kübler und argumentiert: "Im Lokalen ist man immer ganz nah dran an den Leuten." Von den Themen, die er bearbeitete, sind ihm vor allem "die Schwierigkeiten zwischen Vertriebenen und Einheimischen" in Erinnerung geblieben. "Ich habe immer versucht, einen Ausgleich zu finden", sagt er und setzt hinzu: "Was nicht immer einfach war.
" 1989 hat er die Oswald-Wondrak-Medaille für seine journalistischen Verdienste bei diesen Vermittlungsbemühungen erhalten.
Im November 1991 setzte ein Schlaganfall seiner Arbeit ein jähes Ende. Sein Bewegungsradius ist seither eingeschränkt. Geistig jedoch ist Kübler hellwach, zurückliegende Ereignisse hat er oft noch bis aufs Datum genau parat. Und natürlich gehört für einen wie ihn, der sein Leben dem Journalismus gewidmet hat, die Lektüre der Zeitung nach wie vor zur täglichen Pflicht. Nur, dass es heute nicht mehr die Kaufbeurer, sondern die Füssener AZ-Ausgabe ist.