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Artikel: Immer mehr Familien brauchen Hilfe

22. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Jugendamt Angebote von Kindergartengebühr bis Heimunterbringung

Von Franz Summerer |KemptenHeizung, Strom, Benzin - alles wird teurer, aber die Lohntüten nicht entsprechend dicker. Unter den höheren Belastungen stöhnen vor allem Familien mit Kindern. Das merkt seit einigen Jahren auch verstärkt das Jugendamt der Stadt: "Immer mehr Familien stellen ein Antrag auf Übernahme von Gebühren für Kindereinrichtungen", erklärte Jugendamtsleiter Matthias Haugg bei den Haushaltsberatungen für das nächste Jahr. Die Ausfälle an Gebühren sind allerdings nur ein kleiner Teil des gesamten Jugendamts-Budgets. Insgesamt will das Amt 2009 über zehn Millionen Euro ausgeben.

Derzeit unterstützt die Stadt 617 Familien, die die Gebühren für Kindergarten, Hort, Krippe oder Tagespflege nicht mehr allein aufbringen können. Die Anträge werden nach einem gesetzlichen Schlüssel geprüft, das Einkommen dem Ausgabenbedarf der Familie gegenübergestellt. Zwar erhalten nicht alle die kompletten Gebühren erstattet, "aber ganz abgelehnt werden nur sehr selten Anträge", so Haugg. Bei Sozialhilfe- oder Hartz-IV-Empfängern werde zudem keine Prüfung vorgenommen.

Fast alle sind im Kindergarten

"Aus finanziellen Gründen wird keinem Kind der Kindergarten-Besuch verwehrt", stellte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer auf Anfrage von Stadtrat Thomas Hartmann klar. Deshalb würden laut Referatsleiter Benedikt Mayer auch fast alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Kempten in den Kindergarten gehen: "Die Ausnahmen liegen im Promille-Bereich."

Nimmt man drei Kindergarten-Jahrgänge an, seien das zusammen rund 1700 Kinder. Dafür gebe es insgesamt über 1800 Kindergarten-Plätze. Das Angebot an Einrichtungen und Maßnahmen zur Kinderbetreuung in der Stadt bezeichnete Haugg als "hervorragend". Denn auch eine große Zahl an freien Trägern würden den Eltern Hilfen anbieten. Das reiche von der Schwangerenberatung über die Hausaufgabenhilfe bis zur Schulsozialarbeit.

Trotzdem gebe es Familien, in denen es schief läuft. So verzeichnet das Jugendamt heuer 40 Inobhutnahmen - Fälle, in denen Kinder den Eltern weggenommen werden. Außerdem würden 65 Kemptener Kinder in Pflegefamilien betreut. Haugg: "Da suchen wir noch nach weiteren Pflegefamilien, die kleinere Kinder bis zwölf Jahre nehmen."

Ältere Kinder, die bereits über eine ausgeprägte Persönlichkeit verfügten, würden sich dagegen nicht für Pflegefamilien eignen. Die würden von Heimen aufgenommen. Durch eine Vielzahl an ambulanten Maßnahmen und Tageseinrichtungen konnte die Heimunterbringung jedoch reduziert werden. Denn die sei vergleichsweise teuer. "Im Gegensatz zu anderen Jugendämtern haben wir da rechtzeitig gegengesteuert", meinte der OB.