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Im sehr persönlichen Plauderton

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Im sehr persönlichen Plauderton

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    Von unserem Mitarbeiter Christoph Pfister, Oberstaufen - Ein Bier lässt er sich keines bringen an sein Klavier und auch die große Band ist seine Sache nicht mehr. Paul Kuhn ist zu seinen musikalischen Wurzeln zurückgekehrt und huldigt im Trio dem Swing. Der Rollentausch vom Schlagerstar zum engagierten Live-Musiker hat auch im Oberallgäu neugierig gemacht. Der 'Kulturtupfer' durfte ausverkauft vermelden und Paule neue Fans gewinnen. Der etwas andere musikalische Weg des berühmten Berliners ist offensichtlich nicht die Marotte eines Altstars. Er gibt sich frisch am Flügel, fühlt sich wohl im Verbund mit kongenialen Musikern an Schlagzeug und Bass, genießt den Applaus, die Atmosphäre eines ganz besonderen Konzertabends. Bar von Kulisse, Technik und Glamourwelt fährt er jugendlich-geschmeidig über die Tasten, zeichnet saftige, gefühlvoll-pastellige Klangbilder, holt auch akrobatische Kaskaden aus dem Flügel, baut manchen kleinen musikalischen Spaß in sein lockeres und durch und durch beschwingt-beseeltes Spiel. Bei allem Respekt vor Musik 'aus einer Zeit, in der den Komponisten noch etwas eingefallen ist' (Kuhn), bei aller seriösen Wiedergabe von echten Klassikern der großen Arrangeure wie Benny Goodman, Irving Berlin oder Charly Parker ist der Sound des Paul-Kuhn-Trios von Leichtigkeit geprägt. Kein Knistern kratzt in imaginären Schellackrillen, kein Gefühlsleben wird da bloßgelegt.

    Frisch aufpoliert wirkten die Standards aus den dreißiger bis sechziger Jahren, weder dem Zeitgeist dargebracht, noch einer allzu eigensinnigen Interpretation unterworfen. Es ist wohl die Souveränität von Musikern der Extraklasse, die lustvoll improvisieren und perfekt zusammenspielen können. Kurt Bong, der Neu- und Wahl-Oberstaufener und einstige Bigband-Kollege zeichnete am Schlagzeug die Rhythmen mit klarer Power und viel Feeling. Nicht minder Szenenapplaus durfte Paul G. Ulrich für sein Bassspiel einheimsen. Machtvoll tauchte er ein in die Urgründe des gefühlsbeladenen Jazz, spielte geschickt für und mit der Spannung zwischen Melodie und Rhythmus, die dem Swing seinen mitreißenden Charakter leiht. Vollblutmusiker und Jazzmen hoch drei! Es ist wohl der erfahrene Entertainer Paul Kuhn, der musikalischen Marksteinen eine besondere Finesse gibt. Filigrane Strukturen und Transparenz prägen das muntere Spiel bisweilen deutlicher, als die tiefe Emotionalität und Kraft der anderen Jazzer. Dem erfahrenen Swingfreund mag der eine oder andere Titel etwas leicht-gewichtig vorgekommen sein, das große Publikum hatte umso mehr Spaß. Spuren der Berliner Schnauze im sehr persönlichen Plauderton zwischen den Stücken, die fast kindliche Freude an der eigenen Musik, die Stimme, die trotz schmalem Spektrum anrührt - ein perfektes Live-Erlebnis. dank dem Mann am Klavier.

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