Marktoberdorf (sg). - Informationen aus dem Untergrund sammeln derzeit über 80 Mitarbeiter der Essener Firma Deutsche Montan Technologie (DMT) im Auftrag des österreichischen Öl- und Erdgas-Konzerns OMV-Bayern auf Ostallgäuer Gelände. Ziel ist festzustellen, ob sich zwischen Wertach und Lech möglicherweise Erdgas findet. Von Marktoberdorf ausgehend sind die Trupps der DMT mit ihren seismischen Messungen inzwischen vom mittleren ins südliche Ostallgäu vorgedrungen. Noch circa drei Wochen werden sie bis zum Abschluss der Arbeiten benötigen. Wie der Projektleiter der OMV, Dr. Erwin Herndler, erläutert, dienen diese Messungen der Erforschung des geologischen Untergrundes und der Auffindung von Kohlenwasserstoffen (Erdgas). Entlang von sechs Linien in Nord-Südrichtung arbeiten sich die Trupps auf insgesamt 115 Kilometern voran. Entlang dieser Linien werden mit Kabeln verbundene so genannte Geophone in die Erde gesteckt. Die mehreren Tausend Messpunkte werden mit Hilfe des Satelliten-Navigationssystems GPS festgelegt und mit Holzpflöcken markiert, wie Truppleiter Kai Uwe Paulat erläutert. Nahe dieser Messstellen bewegen sich langsam jeweils vier geländegängige Fahrzeuge entlang, die mit Vibratoren ausgestattet sind. Vom Messwagen aus, in dem über die Kabel auch die Daten zusammenlaufen,. werden diese Vibratoren an- und abgestellt. Sie erzeugen bis in eine Tiefe von vier bis fünf Kilometer Druckwellen.
Signale aus dem Erdinnern Je nach Gesteinsschichten, die sich in der Erde befinden, werden diese Wellen unterschiedlich reflektiert. Die Signale aus dem Erdinnern fangen die Geophone auf. Anhand der so gewonnen Daten über die Beschaffenheit der Erdschichten stoßen die Geologen auf mögliche Erdgasvorkommen, 'die sich zum Beispiel auch in porösem Gestein befinden können', wie Paulat erklärt. Wo die Vibrationsfahrzeuge nicht hinkommen, werden die Druckwellen mit Sprengungen ausgelöst. Die Molassezone vor den Alpen machen solche Vorkommen wahrscheinlich, sagt Dr. Herndel. Letzte Sicherheit aber könne nur eine Bohrung bringen, wie sie bereits im Herbst im nahe der Oberallgäuer Gemeinde Bodelsberg in Angriff genommen wird. Schon in den 70-er und 80-er Jahren wurden erste Messungen auch im Ostallgäu vorgenommen. Jetzt könne man jedoch mit besseren Messmethoden arbeiten, die in diesem Bereich auch schon vor drei Jahren zum Einsatz gekommen sind. In Zeiten, in denen sich der Energiepreis verteure, könne es sich lohnen, auch kleinere Lagerstätten auszubeuten. Mit rund 1000 Grundstückseigentümern mussten die aktuellen Messungen zwischen Marktoberdorf und Füssen im Vorfeld abgeklärt werden. Die Firma IPS aus Celle übernahm diese Aufgabe im Auftrag der OMV. Ob Wasserschutzgebiete, archäologische Befunde, Wasser- oder andere Leitungen, die in der Erde liegen - all dies musste auch in Zusammenarbeit mit den Gemeinden eruiert und berücksichtigt werden, wie Gerd Müggenburg von der IPS erläutert. Um den Weg für die Vermesser frei zu machen, mähten Landwirte breite Streifen in die Wiesen oder weideten Kühe um. Pro Tag arbeiten sich die Trupps der DMT vier bis fünf Kilometer voran.
Eigentümer der StaatÜber einen Gasfund könnte sich nicht nur die OMV freuen, die die Lizenz zu dessen Gewinnung erworben hat. Der jeweilige Grundstücksbesitzer kann üblicherweise mit einer Pacht entschädigt werden, obwohl ihm die Energiequelle eigentlich nicht gehört. Eigentümer von Bodenschätzen ist nämlich der Staat, der bei einem Fund Abgaben bekommen würde.