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Im entscheidenden Moment alles geben

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Im entscheidenden Moment alles geben

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    Schauspielerei als Herausforderung für Körper und Geist ­ Auch das Publikum spielt mit Die 27-jährige Stephanie Ganslmeier und Dr. Wolfgang Redka-Swoboda (41) sind zwei der 26 Schauspieler, die beim Schlossfest-Theater 'Die Johannisnacht' mitwirken. Als 'Maria' und 'Cucculatus' agieren sie auf der Bühne. Als Gäste der Redaktion erzählten die Berufsschauspielerin und der Oberarzt am Marktoberdorfer Krankenhaus über sich und ihre Erfahrungen mit der Schauspielerei.

    Marktoberdorf (sg).

    'Nun denn, seid bereit.' Mit einem Spruch des Narren und Geistes 'Cucculatus' ­ wie könnte es anders sein ­ stimmt sich Dr. Wolfgang Redka-Swoboda auf das Gespräch im Konferenzraum der Redaktion ein. Fünf Abende in Folge stand das Ensemble des Musiktheater-Projektes Marktoberdorf bislang auf der Bühne, einige Gesamtproben gingen voraus. Gestern war vorstellungsfreier Tag: 'Wir werden heute alle vermissen', sagen die beiden unisono. Die Stimmung im Ensemble sei gut, ja zunehmend gut. Aber, so räumen sie ein, eine kleine Pause tue schon gut. 'Das ist schließlich richtige Arbeit auf der Bühne', erzählt Redka-Swoboda. 'Ich bin am Schluss immer klatschnass geschwitzt', beschreibt er die körperliche Anstrengung, den Narren zu spielen. 'Nach der Eifersuchtsszene bin ich richtig fertig', bestätigt die Profi-Schauspielerin, welch Einsatz von Körper und Geist erforderlich ist, um die Rollen auszufüllen.

    Drei Monate hat sie sich von anderweitigen Engagements freigehalten. 'Mich hat die Aufgabe hier in Marktoberdorf gereizt', erläutert Stephanie Ganslmeier, die aus Marktoberdorf stammt, in München die Schauspielschule absolvierte und dort auch lebt. Zumal sie nicht nur als Maria, sondern auch als Regieassistentin arbeiten konnte. Und die Arbeit mit dem Laienensemble habe in der Tat viel Spaß gemacht. 'Hier sind alle mit Feuereifer dabei.'

    Urlaub vom Beruf

    Urlaub vom Krankenhaus hat 'Cucculatus' für die Zeit des Schlossfest-Theaters genommen. Denn tags im Operationssaal zu arbeiten und abends auf der Bühne zu stehen ­ das wäre doch nicht vereinbar gewesen, so der Chirurg, der als Jugendlicher schon einen Vorsprechtermin an einer Wiener Schauspielschule hatte Aber soweit liegt für ihn der Beruf des Arztes von dem des Schauspielers gar nicht entfernt: Beides Mal zähle, im entscheidenden Moment alles zu geben und voll bei der Sache zu sein.

    Da unterscheidet sich der Laie in nichts vom Profi. Und dennoch, so bestätigt Stephanie Ganslmeier, geht jeder unterschiedlich an die Rolle ran, die er dann nach dem Wunsch des Regisseurs ausfüllt. Allabendlich wird das Ergebnis auf der Bühne per Video festgehalten. Auf diese Weise kam Redka-Swoboda Dienstagnacht erstmals dazu, sich selbst als 'Cucculatus' zu betrachten. 'Hat mir gut gefallen', sagt er schelmisch lachend, und setzt dazu 'Ich bin ein fürchterlicher Narzisst.'

    Ganz anders ist hier Stephanie Ganslmeier. 'Ich will mir die Aufnahmen nicht anschauen. Ich übe auch nicht vor einem Spiegel.' Sie mache sich dann viel zu viele Gedanken darüber, ob sie jetzt wieder so schaue, ob die Bewegung wieder genau so gelinge. 'Mein Spiel muss von innen heraus kommen.' Daher vermeide sie den Blick von außen.

    Dieser Blick ist in erster Linie dem Publikum vorbehalten. Dass jeder Spielabend etwas anders abläuft ­ daran haben die Zuschauer einen nicht ganz unwesentlichen Anteil. 'Wenn das Publikum mitgeht, können bei uns immer noch Reserven geweckt werden', erklären sich die Redaktionsgäste dieses Phänomen. 'Man nimmt die Reaktionen auf und gibt noch mehr.' Der 'Kick' komme mit dem ersten gesprochenen Satz. Und von da an bleibt Maria den ganzen Abend lang Maria (die sich im Spiel auch noch zu Helena wandelt), Cucculatus der Cucculatus ­ auch hinter der Bühne.

    i Noch siebenmal wird 'Die Johannisnacht' im Saal der Musikakademie in Marktoberdorf aufgeführt (Karten bei der Allgäuer Zeitung, Telefon 0 83 42/96 05 55). Dann wird aus Cucculatus wieder der Oberarzt, der dann auch wieder mehr Zeit für die Familie hat. Für Stephanie Ganslmeier stehen einige Kurzfilm- sowie ein Bühnenprojekt in München an.

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