von Peter Mittermeier |WestallgäuZu schweren Atemschutzgeräteträgern droht das Aus. Als Empfehlung gilt ein Body-Mass-Index (BMI) von 30. Grund ist ein entsprechender Hinweis im G-26, dem "Grundsatz zum Einsatz von Atemschutzgeräten". Er gilt quasi als Anweisung der Berufsgenossenschaften.
Wie viele Atemschutzgeräteträger gibt es im Landkreis?
Friedhold Schneider: Derzeit sind es genau 662.
Wie viele sind denn von der Bestimmung betroffen?
Schneider: Eine genaue Zahl haben wir nicht. Viele sind es aber sicher nicht. Die Atemschutzgeräteträger sind in der Regel auch sehr fit.

Mit 30 Kilo auf dem Rücken 1.040 Treppenstufen hinauf
Feuerwehr trainiert für Treppenlauf-Wettkampf an der Skiflugschanze in Oberstdorf
Feuerwehrmänner mit einem Body-Mass-Index über 30 sollen nicht mehr als Atemschutzgeräteträger aktiv sein dürfen. Ist das sinnvoll?
Schneider: Vom Prinzip her ja, auch wenn wir jeden Mann und jede Frau brauchen können. Gerade die Atemschutzgeräteträger sind im Einsatz körperlich extrem gefordert. Wer stark übergewichtig ist, kann schnell Probleme bekommen.
Du merkst da jedes Kilo, das du zuviel mit dir rumträgst. Ob ich die Grenze aber an einem Body-Mass-Index festmache, ist eine andere Frage. Schon bisher ist bei der regelmäßigen ärztlichen Untersuchung der Atemschutzgeräteträger auf körperliche Fitness geachtet worden.
Wie viel schleppt denn ein Atemschutzgeräteträger im Einsatz zusätzlich mit sich?
Schneider: Die gesamte Ausrüstung mit Atemschutzgerät, Schutzkleidung, Löschgerät wiegt schnell über 20 Kilogramm. Es ist aber nicht nur das Gewicht der Ausrüstung, das die Atemschutzgeräteträger belastet. Dazu kommt im Ernstfall die Hitze unter der Schutzkleidung und oft Stress, wenn es darum geht, jemandem in Not zu helfen oder einen Brand zu bekämpfen. Trotz dieser starken körperlichen und psychischen Belastung sollte der Feuerwehrler seine Atmung kontrollieren können.
Ansonsten reicht die mitgeführte Atemluft in den Flaschen nicht mehr 25 Minuten, sondern vielleicht nur 20 oder 18 Minuten.
Wer überwacht denn die Leistungsfähigkeit der Atemschutzgeräteträger bei der Feuerwehr?
Schneider: Jeder Atemschutzgeräteträger muss alle drei Jahre zu einer ärztlichen Untersuchung. Aktive über 50 jedes Jahr. Das ist eine Art Körper-TÜV, samt Belastungs-EKG und Lungenuntersuchung. Diese vom Gemeindeunfallverband und Versicherung geforderte Gesundheitsprüfung gab es immer schon. Neu ist eben die Body-Maß-Index-festlegung von 30 sowie die Blutzuckeruntersuchung. Da gab es bisher schon immer mal Fälle, wo der Arzt einem Feuerwehrler wegen dessen Gewicht gesagt hat, lass es lieber oder nimm ab.
Was muss ein Feuerwehrler mitbringen, um Atemschutzgeräte tragen zu dürfen?
Schneider: Er benötigt seine normale Grundausbildung als Feuerwehrler und eine Zusatzausbildung, die 24 Stunden dauert. An deren Ende steht ein Einsatz in einer Brandübungsanlage in Neu-Ulm. Dort kommen die Feuerwehrler erstmals direkt in Kontakt mit der Hitze. Ohne eine solche Ausbildung wäre es auch unverantwortlich meist junge Leute in den "heißen" Einsatz zu lassen.
"Eine Art Jahresleistungscheck"
Wie trainieren die Geräteträger bei den Feuerwehren im Landkreis Lindau den Einsatz?
Schneider: Mindestens einmal im Jahr muss jeder Atemschutzgeräteträger die Übungsstrecke bei der Feuerwehr Lindenberg durchlaufen. Das ist so eine Art Jahresleistungscheck. In Lindenberg muss er beispielsweise auf eine 30 Meter-Endlos-Leiter steigen und aufs Laufband. Wer nicht fit ist, bekommt da schnell Probleme.