Schon zur Triathlon-WM im Sommer soll der heruntergekommene Immenstädter Bahnhof wieder etwas hermachen. Das jedenfalls hat sich Franz-Josef Bietsch aus Ofterschwang vorgenommen. Seine Bietsch&Mendler GmbH hat der Bahn das Empfangsgebäude abgekauft, will es in Ordnung bringen, neue Mieter finden und wieder Leben in den Bahnhof bringen.
Fast ein Vierteljahrhundert ist hier kaum noch etwas getan worden: Den letzten Anstrich erhielt das Bahngebäude vor der 625-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1985. "Einer der renovierungsbedürftigsten Bahnhöfe Deutschlands" - so nennt ihn Bürgermeister Armin Schaupp. Schon sein Vorgänger Gerd Bischoff hatte versucht, das Gebäude für die Stadt zu erwerben oder einen Investor zu finden. Die vergangenen Jahre ging es hin und her: Mal wollte die Bahn das Gebäude verkaufen, mal selbst sanieren, mal abreißen und durch einen kleineren Bau ersetzen. Am 29. Dezember wurde mit dem Verkauf darunter der notarielle Schlussstrich gezogen. Investor Franz-Josef Bietsch dämpfte am Dienstag bei einem Pressegespräch freilich allzu hohe Erwartungen: "Das wird nichts Pompöses. Wir erfinden das Rad nicht neu.
" In den Bahnhof solle nur "das wieder rein, was reingehört". In dem "Riesenbauwerk" stecke neben "einer im Grund soliden Substanz" viel Potenzial: "Wir wollen, dass sich die Immenstädter und ihre Gäste in ihrem Bahnhof einfach wieder wohlfühlen." Ähnliches hat Bietsch seit 2006 in Marktoberdorf geschafft: Der dortige Bahnhof stand jahrelang leer. Inzwischen werden dort wieder Fahrkarten verkauft, ein kleines Café lädt zum Verweilen ein so soll es auch in Immenstadt werden, meint Bietsch. Wobei der Bahnhof hier in jeder Hinsicht doppelt so groß sei - vom Gebäude, bis zur Fahrgastfrequenz.
Bevor er sich zum Kauf entschloss, hatte Bietsch den Immenstädter Bahnhof einige Tage beobachtet - und war beeindruckt: Alleine die vielen Schüler, die hier tagtäglich ankommen und abfahren - "da geht richtig was ab."
Ein Café mit Außenbereich an der Südseite kann sich Bietsch auch in Immenstadt vorstellen, ein Zeitungs- und Zeitschriftenanbieter sollte wieder einziehen. Fahrkartenverkauf und Beratung müssten zwingend im Bahnhof bleiben - ob nun durch die Bahn selbst oder über eine Agentur. Die Verträge, sagt Bietsch, binden Bahn und Investor beiderseits.
Über den Kaufpreis schweigt Bietsch. Etwa eine Million Euro will der Ofterschwanger zunächst investieren: Die Fassade erhalten und herrichten, das Erdgeschoss sanieren und ein neues Dach darauf setzen. Möglichst viel davon, hofft der Investor, soll bis zur Triathlon-WM und zur 650-Jahr-Feier im Sommer fertig sein, damit der Bahnhof dann bei den in die Stadt strömenden Gästen keinen schlechten Eindruck macht. Mit den Obergeschossen will sich Bietsch Zeit dagegen lassen.
"Private Investoren erkennen, dass sich hier in der Stadt etwas tut", sieht sich Bürgermeister Armin Schaupp bestätigt.
Vor wenigen Wochen habe der Investor Peter Seitz das Schloss übernommen, auf dem Höß-Areal rechnet der Bürgermeister "mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Baubeginn", Bietsch packe nun am Bahnhof an.
Nachdem man nicht wie ursprünglich geplant Bahnhof, Höß- und Dobler-Gelände in eine Hand bringe, müsse man den Bereich dennoch "im Zusammenhang entwickeln". Auch die Parkplatzfrage wolle man in diesem Rahmen klären, sagt Schaupp. Den Bahnhofsvorplatz neu zu gestalten und eine notwendige, weitere Verbindung zur Südstadt zu schaffen, sei eine "spannende Aufgabe".