Artikel: Im Aufbruch sich nach außen zu öffnen

13. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Stötten will aktiver im Auerbergland werden - 'Biomassedorf'

Von Katja Egli, Stötten - Zwar ist Stötten eines der Gründungsmitglieder des Auerberglandes, aber selbst Bürgermeister Joachim Ernst ist sich bewusst: 'Wir müssen im Vergleich zu anderen Auerbergland-Gemeinden viel nachholen, weil wir uns in der Vergangenheit mehr nach innen orientiert haben, aber Stötten befindet sich im Aufbruch, sich nach außen hin zu öffnen.' Spürbar ist diese Aufbruch-Stimmung und das Denken über das eigene Dorf hinaus in der Gemeinde, die genau gegenüber Bernbeuren auf der anderen Seite des Auerberges liegt, an einigen Punkten: Im Juli etwa richteten die Stöttener Vereine, federführend der Gewerbeverband, in einer echten Mannschaftsleistung die Auerbergland-Gewerbeschau aus. Dort stellte sich auch die Auerbergland-Fachgruppe 'Energie' vor. Deren Sprecher Robert Kupka betont: 'Von den etwa 20 Mitgliedern kommen acht aus Stötten, das zeigt Interesse der Stöttener am Auerbergland.' Die Gruppe, die seit Oktober 2000 existiert, hat sich zum Ziel gesetzt, den Kohlendioxid-Ausstoß mit regionalen Energiekonzepten zu reduzieren. Sie will, so der Stöttener Kupka, 'unsere ländliche Bevölkerung beraten und unterstützen sowie Firmen motivieren, Energie zu sparen und/oder diese umweltfreundlich zu erzeugen'. Das Konzept für die Erzeugung umweltfreundlicher Energie hat die Gruppe laut Kupka schon in der Schublade: Es sei angedacht, eine zentrale Hackschnitzel-Heizanlage mit Fernwärmenetz in Stötten zu schaffen und so aus der Gemeinde ein 'Biomassedorf' zu machen. Denn die Region habe 'viel Holz vor der Hütte'. Insgesamt lägen im Auerbergland etwa 6000 Hektar Waldfläche. Aus einem Ster Holz ließen sich etwa 1,8 Kubikmeter Hackschnitzel gewinnen. Schon ein Kubikmeter ersetze etwa 100 Liter Heizöl. Laut dem Konzept können mit der angedachten Hackschnitzel-Heizanlage bis zu 234000 Kilogramm Kohlendioxid und bis zu 90000 Liter Öl eingespart werden.

'Und man würde heimische Energiequellen nützen und den heimischen Landwirt als Energielieferanten nützen', erklärt Kupka. Die Fachgruppe stelle sich vor, dass das Stöttener Vorhaben als Startprojekt für das gesamte Auerbergland gelten könne. 'Wir wollen alle motivieren, unsere schöne Gegend nachhaltig zu schonen und unsere nachwachsende Energie zu nutzen', sagt der 36-Jährige. 'Das Netzwerk Auerbergland nutzt allen', ist sich Kupka sicher. Er sehe Stötten, gerade durch seine Nähe zu Marktoberdorf, als wichtiges Bindeglied. Gleicher Meinung ist auch Bürgermeister Ernst: 'Ich bekenne mich zum Auerbergland, es ist die ideale Plattform, sich zu entwickeln.' Der 46-Jährige, der seit 1. Mai die Geschicke der Gemeinde führt, weiß aber auch: 'Auerbergland ist eine Säule für die Zukunft, aber man darf sich nicht ausschließlich darauf stützen, man muss sich als Gemeinde auch selbst weiterentwickeln.' Das Potenzial Stöttens sieht er in einem gewachsenen Vereinsleben und einer gut funktionierenden dörflichen Gemeinschaft. Außerdem habe Stötten den touristisch nicht unbedeutenden Römerweg zum Auerberg sowie ein großes Moorgebiet. Die 'jetzt kommende Generation' der recht bodenständigen Stöttener sei sich bewusst, dass das Dorf für die Zukunft keine Insel bleiben dürfe. 'Das Auerbergland ist gut für uns, vor allem für die Wirkung nach außen', betont Ernst, 'aber wir müssen noch ein paar Hausaufgaben innen machen, die in anderen Gemeinden schon gemacht wurden'. Und dafür brauche man noch sehr aktive Leute. Anlässlich der Tage der Dorfkultur 2003 im Auerbergland hätten sich bereits Teile der Dorferneuerungs-Arbeitskreise wieder reaktiviert.