Marktoberdorf/Luzern | ver | "Ich habe alles, was ich brauche: Schokolade und Berge." Birgit Blum-Herbein lacht, ihre Augen leuchten. Seit knapp 27 Jahren lebt die gebürtige Marktoberdorferin in der Schweiz. Eines hat die 46-Jährige in ihrer Aufzählung aber vergessen: Wasser. Denn beim Schwimmen ist die zweifache Mutter buchstäblich in ihrem Element. Als Mitglied in der Wettkampfgruppe Swiss Masters (siehe Infokasten) der Rettungsschwimmer war sie bei drei Weltmeisterschaften am Start. Bei der WM in Warnemünde/Berlin holte sie jetzt mit ihrem Team und im Einzel sechs Medaillen.
Mit sieben Jahren im Verein
Schon in ihrer Zeit als kleines Mädchen war das Rettungsschwimmen für Blum-Herbein "eine große Sache". Im Alter von sieben Jahren begann sie, im Verein zu schwimmen, mit zwölf machte sie den Jugendausweis bei der Wasserwacht - bei Wasserwacht-Gründungsmitglied Willi Köpf, der im Marktoberdorfer Hallenbad als Schwimmmeister Dienst tat. Er und sein Kollege Jochen Schnee waren Vorbilder für Blum-Herbein. "Was sie gemacht haben, war so cool - vielleicht wollte ich sein wie sie", erinnert sie sich.
In den Jahren darauf trat ihr Traum aber in den Hintergrund. Nach der Lehre zur Hotelfachfrau ging Blum-Herbein als 19-Jährige in die Schweiz, um dort für ein Jahr zu arbeiten. Um wieder zurückzukehren, gefiel es ihr dort aber zu gut: "Das Jahr ist immer noch nicht vorbei", sagt sie, lacht und strahlt übers ganze, sonnengebräunte Gesicht. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe von Luzern und ist Schwimmlehrerin an drei Grundschulen. Danach sah es erst nicht aus, denn bis zum 37. Lebensjahr stellte sie das Schwimmen zugunsten von Beruf und Kindern zurück. Dann entdeckte Blum-Herbein das kühle Nass wieder für sich und machte ernst: Sie absolvierte die Ausbildung als Rettungsschwimmerin bei der Wasserwacht und wurde Ausbilderin.
Nun bringt sie hauptberuflich Schulkindern das Schwimmen bei. Überdies leitet sie mit einer Kollegin eine Kinderschwimmschule der Schweizerischen Lebensrettungs- Gesellschaft - sie ist Mitglied einer der Sektionen. Wer so ins Wasser vernarrt ist, passt denn auch bestens ins Masters-Team der Rettungsschwimmer. 2004 wagte dieses den Sprung ins kalte Wasser: Zur ersten Teilnahme an einer Rettungssport-Weltmeisterschaft ging es nach Italien - "wir wollten einfach testen, wo wir stehen". Das Team sammelte erste Erfolge. Es folgten die WM 2006 in Australien und vor kurzem die WM Rescue 2008 in Berlin/Warnemünde. Hier heimste Blum-Herbein im Team und im Einzel insgesamt sechs Medaillen ein.

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"Meine Paradedisziplin ist das Rettungskajak", sagt die Wahlschweizerin. Hier holte sie sich Bronze, ebenso beim Einzel-Wettbewerb Oceanwoman, einer Art Triathlon im Wasser. Insgesamt räumte Blum-Herbeins Team zwölf Medaillen ab und sorgte für Furore. "Die Australier waren ganz erstaunt und fragten: ,Hä, Schweiz - ihr habt doch gar kein Meer, wo trainiert ihr denn? Das war schon cool." Zwischen den Masters-Teams herrsche eine lockere und freundschaftliche Atmosphäre, sagt Birgit Blum-Herbein.
Auch in Zukunft schwört die 46-Jährige auf die Schweiz, Schokolade und - ihren Sport: "Rettungsschwimmen ist so vielseitig und man kann auf viele unterschiedliche Arten trainieren. Das wird nie langweilig.
" Und die Sehnsucht nach Marktoberdorf? "Bis hierher brauche ich nur vier Stunden. Ein paar Mal im Jahr bin ich zu Besuch - dann passt das."