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Ihr habt ja alles im Ort

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Ihr habt ja alles im Ort

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    Rettenbach (ek). - 'Einen Pfarrer habt ihr aber nicht mehr?', fragt ein Jury-Mitglied. 'Doch - in der Pfarreiengemeinschaft mit Stötten und Remnatsried, der hat nur gerade Urlaub', antwortet Bürgermeister Wilhelm Fischer promt und freut sich über den folgenden Kommentar: 'Ihr habt ja alles im Ort.' Das 'Sonnendorf' hat an diesem Nachmittag auch wirklich allen Grund zum Strahlen. Denn die zwölfköpfige Fachjury, die Rettenbach beim Bezirksentscheid des Wettbewerbs 'Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft' unter die Lupe nimmt, zollt dem 760-Einwohner-Ort geballte Anerkennung für das, was er seit Ausgliederung von Stötten 1993 geschafft hat. Schon die Einfahrt in das Dorf gefällt der Jury: Mit drei beinahe historischen Traktoren passen 'D'Weichbergfuhrwerker' den Bus am Ortseingang ab und geleiten ihn gemächlich zum Gemeindehaus. In dem Gebäude wartet eine informative und liebevolle Ausstellung über das Dorf, seine Geschichte, seine Vereine und seine thematischen Schwerpunkte auf die Fachleute. Unter den Gesichtspunkten Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, soziales und kulturelles Leben, Dorf und Landschaft, Bau- und Grüngestaltung sowie Bau- und Grünentwicklung wollen sie das Dorf in Augenschein nehmen - und die Texte und Bilder machen ihnen schon richtig Appetit auf Rettenbach.

    Der Tradition verschrieben Vom Gemeindehaus geht es entlang der Bücherei vorbei an der Mehrzweckhalle (vor der sich die 'D'Weichbergfuhrwerker', die sich dem Erhalt der Tradition verschrieben haben, schon ein im Brunnen gekühltes Bier gönnen und die Jury zum Schmunzeln bringen) zu einigen besonders schön gestalteten Häusern. Die Rettenbacher zeigen beispielsweise, wie sie in heutigen Dörfern die oft unschönen Situationen aufgelassener Höfe lösen: Das alte Gebäude mitten im Ort eines Landwirtes, der einen Austragshof baute, wurde nicht dem Verfall preisgegeben, sondern in enger optischer Anlehnung an den Ursprungszustand zu einem modernen Familienhaus umgestaltet. So eine Lösung punktet bei der Jury. Es gefällt auch, dass unweit der Dorfmitte den Berg hinunter ein Badeweiher gepflegt wird, in dem sich Kinder vergnügen und vom Floß ein lautes 'Hallo' zurufen. Die Aufmerksamkeit auf sich zieht gleich danach das Rettenbacher 'Freiheitskreuz', das unterhalb der Kirche an den Tag der Wieder-Selbstständigkeit im Oktober 1993 erinnert. In der St.-Vitus-Modestus-Kreszentia-Kirche erklärt ehemaliger Zweiter Bürgermeister Sebastian Pfanzelt dann nicht nur den besonderen Altar, der Wechselbilder passend zu den Ereignissen im Kirchenjahr hat, sondern blickt auch auf die Ausgliederungs-Feier zurück: 'Die Kirchenglocken haben zwei Stunden geläutet' - und aus dem Dorfbrunnen sind 830 Liter Bier geflossen, verrät die Ausstellung. Es geht wieder hinauf zum neuen Feuerwehrhaus, in dem auch ein Jugendraum entsteht. 'Schön, dass hier nicht alle Wege zugepflastert sind', lautet einer der vielen lobenden Jury-Kommentarte. Dass Rettenbach sich nicht nur auf alte Traditionen besinnt, sondern vor allem im Bereich Energie innovativ ist, überrascht die Jury ein Stück weiter: Ulrich Dehe von der Betreibergesellschaft Planzenölkraftstoff Ostallgäu erklärt die Vorteile des regenerativen Kraftstoffes Rapsöl. Die soeben fertig gestellte Pflanzenöltankstelle ist laut Dehe die erste in der Region. Weiteres Steckenpferd Rettenbachs ist die starke Nutzung von Sonnenenergie. In der Solarbundesliga stehe das Dorf in der Photovoltaik-Wertung auf Platz eins, erklärt Zweiter Bürgermeister Reiner Friedl am Gewerbegebiet. Dort sind große Flächen Sonnenkollektoren so auf den Dächern angebracht, dass sie trotz ihrer Größe nicht das Ortsbild verschlechtern. In der Skihütte bekommt die Jury abschließend eine üppiges Büffet serviert - von dem sie sich aber nicht beeinflussen lassen, versichern die Juroren, die nun erste Eindrücke schildern. Es hagelt Lob aus allen Fachbereichen. Die einzige kritische Anregung: Die Gemeinde solle einen Flächennutzungsplan mit Landschaftsplan aufstellen, damit sich das Dorf auch in Zukunft positiv entwickelt. Dieser ist laut Fischer schon in Auftrag gegeben. i Am Mittwoch, 11. Juni, gibt die Jury die Sieger des Bezirksentscheids bekannt. Insgesamt qualifizierten sich 13 Gemeinden in zwei Kategorien, die sich nach der Einwohnerzahl richten. So ging für das Ostallgäu neben Rettenbach auch Roßhaupten ins Rennen.

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