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Ich wollte etwas zurückgeben

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Ich wollte etwas zurückgeben

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    Marktoberdorf(wu). 'Früher hatte ich keine Zeit und Stress, heute habe ich auch keine Zeit, aber auch keinen Stress', sagt Hanns Krebs aus Marktoberdorf über sein Dasein als Ruheständler. Im Februar hat der Deutsch- und Sportlehrer seinen aktiven Schuldienst beendet. Bis zum Ende des Schuljahres betreute er die Leichtathletik-Schulmannschaft, der er weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Über 30 Jahre Dienstzeit am Marktoberdorfer Gymnasium liegen hinter ihm. 30 Jahre als Lehrer, aber auch als erfolgreicher Trainer der Schulmannschaften. Darüber hinaus machte sich der 62-Jährige einen Namen als Sportfotograf, dessen Bilder vor allem in Zeitschriften und Sportpublikationen zu finden sind. Krebs gilt als Motor der Marktoberdorfer Leichtathletik. Als 'Glücksfall für den Sport an der Schule' bezeichnet ihn sein Kollege Wolfgang Schmid. Woher stammt diese Bereitschaft, ja Leidenschaft, über viele Jahre junge Menschen an den Leistungssport heranzuführen? 'Ich wollte etwas zurückgeben. Ich wäre in meiner eigenen sportlichen Karriere viel weitergekommen, wenn ich einen Trainer gehabt hätte', sagt Krebs. Er habe vieles selbst erlernen müssen und dabei auch Fehler gemacht. Mit 17 wurde der gebürtige Bobinger schwäbischer Meister im Weitsprung. Weitere Titel, darunter auch die bayerische Vizemeisterschaft, folgten. Seine Bestmarke im Weitsprung: 7,36 Meter. Nach der Schulzeit am Maristenkolleg in Mindelheim studierte Krebs in München Deutsch und Sport. Vom aktiven Sport nahm er eine Auszeit: 'Ich musste Geld verdienen und das Latinum nachmachen.' Nach dem Examen 1966 wurde er Referendar am Max-Gymnasium in München; im Zweigschuleinsatz kam er nach Mindelheim. Gleichzeitig arbeitete er als Verbandstrainer und trainierte beim USC München. 'Damals habe ich mich zwischen Lehrer- und Trainerberuf entscheiden müssen', erinnert sich Krebs. Er wählte für sich eine Laufbahn als Lehrer und wechselte 1969 nach Marktoberdorf. Dort übernahm er zwei Jahre später die Leitung der Fachschaft Sport. Krebs fühlte sich im Ostallgäu bald heimisch, lehnte auch eine Stelle am Hochschul-Institut in München ab. 'Wir hatten in Marktoberdorf einfach tolle Möglichkeiten', sagt Krebs, der sein Bleiben nie bereut hat. Der 62-Jährige baute die Sport-Leistungskurse und den differenzierten Sport am Gymnasium auf und aus. Eng arbeitet Krebs auch mit der Leichtathletik-Abteilung des TSV Marktoberdorf zusammen. Das Ergebnis waren leistungsfähige Schulmannschaften und etliche Talente. 'Ende der 70er-Jahre war eine Blütezeit', sagt Krebs. Zu der Zeit trainierte auch ein junger Sechsklässler bei Krebs: Johann Mühlegg. Mühlegg fing mit Leichtathletik an und kam erst später zum Skilanglauf. Hanns Krebs lernte erst mit 32 Jahren auf den Brettern durch die Landschaft zu gleiten. Seitdem hat ihn dieser Sport nicht mehr losgelassen. 'Im Winter kann ich mir nichts schöneres vorstellen, als auf der Buchel zu laufen.' Doch zurück zum Trainer Krebs. Seinen Schulmannschaften (Leichtathletik und Skilanglauf) erreichten 18-mal das Bundesfinale. Zweimal verließen sie Berlin siegreich.

    Bei Fotowettbewerb gewonnen Siegreich war Krebs auch bei den Olympischen Spielen in München 1972. Allerdings schon im Vorfeld. Damals gewann er einen der Hauptpreise des Fotowettbewerbs 'Sport und Spiel im Sucher der Welt' und ließ 27682 Teilnehmer aus 30 Ländern hinter sich. 'Ich durfte für mich und meine Frau Eintrittskarten für die Wettkämpfe aussuchen', erinnert er sich. Ein tolles Erlebnis seien die Spiele gewesen. Krebs fotografierte hauptsächlich Athleten. Seine Bilder finden sich in vielen Archiven, von Zeitungen bis zu Fernsehsendern. 'Zuletzt habe ich vor sechs Jahren noch eine Abrechnung bekommen.' Mittlerweile drückt er nur noch zum Spaß auf den Auslöser. Mitte der 80er-Jahre habe er überlegt als Profi zu fotografieren. 'Ich bin froh, dass ich das nicht gemacht habe.' Als Sportfotograf hat Krebs viele Sportveranstaltungen besucht und viele Stars hautnah erleben dürfen. 'Ich habe viele Kontakte geknüpft.' Seit knapp zwei Jahren ist sein Fotolabor verstaubt. Krebs fotografiert nun digital. 'Ich digitalisiere gerade mein Archiv', sagt Krebs. Langweilen werde er sich im Ruhestand bestimmt nicht. Derzeit stehen Arbeiten am Haus an. Für die Olympischen Spiele in Athen bliebe da nur wenig Zeit. Einzig das Finale über 100 Meter und den Zehnkampf will er sich im Fernsehen anschauen.

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