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Ich will mal richtig gut Englisch sprechen können

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Ich will mal richtig gut Englisch sprechen können

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    Immer mehr Grundschüler lernen Fremdsprachen Marktoberdorf/Ostallgäu (ves). Eifrig melden sich die Kinder in der Marktoberdorfer St. Martins-Grundschule, um der Lehrerin auf Englisch das Datum zu nennen oder vom Wetter zu erzählen. Das soll im Ostallgäu bald keine Ausnahme mehr, sondern der Regelfall sein (siehe Wortweiser). Derzeit lernen Dritt- und Viertklässler an drei Schulen Englisch und an einer Französisch. Zudem gibt es sieben Englisch-Arbeitsgemeinschaften für Freiwillige: Unter anderem in Ebenhofen, Biessenhofen, in der Adalbert-Stifter-Schule in Marktoberdorf und in Obergünzburg. 'Die Kinder sind unheimlich begeistert', freut sich der Obergünzburger Rektor Manfred Roithmeier.

    Laute Kinderstimmen dringen aus dem Klassenzimmer. Drinnen stehen Jenny, Alex und Jane vor der Klasse und singen: 'Up, down ­ turn around (Hoch, runter ­ drehe dich).' Sie werfen die Arme in die Luft, berühren den Boden mit den Händen, drehen sich und klatschen. Auch die anderen Kinder bewegen sich begeistert zu den englischen Versen. So lernen die Kinder in der 4a der Marktoberdorfer St. Martins-Grundschule spielerisch Englisch.

    Dafür haben sie von ihrer Lehrerin Renate Sander sogar andere Namen bekommen: Die zehnjährige Yvonne heisst Jenny, wenn sie auf Englisch redet, zählt und singt. Die neuen Namen gefallen den Kindern ­ genauso wie die neue Sprache: 'Ich will mal richtig gut Englisch können,' sagt Florian (10).

    Im Unterricht spielen die Kinder am Computer, schauen Filme an, malen Figuren und lassen sich Geschichten erzählen ­ alles auf Englisch. 'Manchmal ist es schlimm, weil ich nicht weiß, was die Lehrerin meint', schildert Yvonne. Doch meist, da ist sie sich mit ihren Klassenkameraden einig, kommt sie schon drauf. Manchmal reiche es, wenn die Buben und Mädchen ungefähr verstehen, worum es geht, sagt ihre Lehrerin.

    'Wir sollen gar nichts auf deutsch erklären', erläutert Martina Fleischer. Sie leitet im Ostallgäu den Arbeitskreis für Englisch an Grundschulen und unterrichtet ebenfalls in St. Martin. 'Es geht ums Hör-Verstehen', sagt sie. Die Kinder sollen durch Nachahmen lernen, nicht über Grammatik. Fleischer hat Englisch studiert ­ ihre Kollegin Sander absolvierte eine fünfwöchige Zusatz-Ausbildung an der Lehrerakademie in Dillingen, inklusive eines zweiwöchigen Seminars in England. 'Es macht Spaß', freut sie sich nun.

    Keine Noten

    Die Buben und Mädchen werden nach Fleischers Erfahrungen selbstsicherer und bekommen ein besseres Sprachgefühl. Deshalb findet sie es verschmerzbar, dass eine Stunde Deutsch wegfällt. Die beiden Lehrerinnen hoffen, dass sie auch weiterhin ohne Benotung und starre Vorgaben unterrichten können ­ und dass die Fremdsprache in Grundschulen bald flächendeckend angeboten wird.

    'Die bayernweite Einführung können wir bis 2005 erreichen', heißt es im Kultusministerium. 'Heuer wird eine Reihe von Lehrkräften die Zusatzqualifikation absolvieren', sagt der Ostallgäuer Schulamtsleiter Karl Happ. Er rechnet damit, dass an fünf weiteren Schulen im nächsten Jahr Fremdsprachen-Unterricht eingeführt wird.

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