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"Ich will keine Chefin im Elfenbeinturm sein"

Kempten

"Ich will keine Chefin im Elfenbeinturm sein"

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    "Ich will keine Chefin im Elfenbeinturm sein"
    "Ich will keine Chefin im Elfenbeinturm sein" Foto: hermann ernst

    Am Tag danach will Nikola Stadelmann erst einmal für sich sein. Handy und Computer aus und dann weg, hinaus, irgendwohin laufen, allein sein und durchschnaufen. Aber Stunden später hört die 38-Jährige, die ab der Saison 2010/2011 künstlerische Leiterin des Theaters in Kempten (TiK) sein wird, dann doch ihren Anrufbeantworter ab und meldet sich zurück. "Ich habe eigentlich nie das Ziel gehabt, Intendantin oder künstlerische Leiterin zu werden", sagt die leitende Dramaturgin und Produktionsleiterin am TiK.

    Angst vor dem Sprung ins kalte, tiefe Wasser? Nikola Stadelmann zögert, überlegt. "Ich sehe das Ganze mit einem lachenden und weinenden Auge." Natürlich freue sie sich riesig über die Berufung und das Vertrauen, das die TiK-Verantwortlichen ihr entgegen bringen. Daran, dass sie bald als alleinverantwortliche Person im Rampenlicht steht, werde sie sich erst noch gewöhnen müssen. Zudem werde sie einen Spagat finden müssen zwischen den finanziellen Möglichkeiten und den künstlerischen Ambitionen. "Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben", glaubt sie.

    Die Anspannung im Vorfeld der Bewerbung sei "nicht gerade klein gewesen", sagt die gebürtige Nürnbergerin, die seit 2007 gemeinsam mit Theaterdirektor Peter Baumgardt das TiK auf Kurs hält. Aber der ausdrückliche Wunsch von OB Netzer & Co nach Kontinuität in der Theaterarbeit nach Baumgardts Abschied im Mai 2010, habe sie ermuntert.

    "Ich kenne den Betrieb und das Potenzial der Mitarbeiter gut", sagt sie und fügt sogleich hinzu: "Ich will keine Chefin im Elfenbeinturm sein." Ein offenes Ohr für Ratschläge werde sie immer haben, versichert sie.

    "Bewährtes, etwa in der Abo-Struktur, möchte ich beibehalten, aber ich habe auch neue Ideen." Den Bereich Kinder- und Jugendtheater will sie ausbauen und vor allem in der intimeren Atmosphäre des Theater-Oben ansiedeln. Mittels theaterpädagogischer Angebote und Workshops will sie Kinder und Jugendliche noch mehr ansprechen, Nähe und Vertrautheit herstellen. Dabei setzt sie vor allem auf die enge Kooperation mit einem speziellen Kinder- und Jugendtheater. "Erste Gespräche gibt es schon", verrät Stadelmann.

    Auch sonst steckt sie bereits voller neuer Ideen: Ein einwöchiges Festival, bei dem lokale und regionale Theatergruppen ihre Arbeiten zeigen und Fortbildungen besuchen, könnte sie sich im TiK ebenso vorstellen wie Schultheatertage, an denen Theatergruppen der Schulen ihre aktuellen Inszenierungen präsentieren. Zudem will sie eine engere Kooperation mit den Verantwortlichen des Kemptener Tanzherbstes suchen. Die Theatercafés zu speziellen Aufführungen, aber auch Führungen sollen fortgeführt und ausgebaut werden. "Mein Ziel ist es, das TiK auf feste Füße zu stellen und es zu einem offenen Haus zu machen."

    In Kempten angekommen

    Die durch ihren Aufstieg frei werdende leitende Dramaturgen-Stelle werde sie nicht fest besetzen, sondern die Aufgaben selber übernehmen, kündigt Stadelmann an. Ein Grund sei, dass sie im Gegensatz zu Baumgardt kein "regieführender Intendant" sei und deshalb Kapazitäten frei habe.

    Auch wenn Nikola Stadelmann noch eine Wohnung in Nürnberg hat, fühlt sie sich in Kempten mittlerweile sehr wohl. "Ich bin hier angekommen", sagt sie. Und mit Blick auf die unkonventionell-wechselhafte Biografie von Theaterleuten fügt sie hinzu: "Kempten wird wohl einen Stetigkeitsrekord in meinem Lebenslauf erhalten."

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