MM-Amendingenl feß l'Das hätte ich ja nicht gedacht', Hermann Kottek wischt sich gerührt mit der Hand über die feuchten Augen. 100 Jahre alt ist er gestern geworden.
Mit wachem Blick sitzt der zierliche Mann auf dem sandfarbenen Sofa und erzählt: Davon, wie er nach der Kriegsgefangenschaft seine Familie in Memmingen wiedergefunden und in zehn Jahren ein Haus für seine Frau und die beiden Söhne gebaut hat. Eine Erinnerung, die Kottek Tränen in die Augen treibt. 'Nein, das hätte ich wirklich nicht gedacht', sagt er wieder und schüttelt den Kopf.
Dann steht der Amendinger plötzlich auf, läuft zum Fenster und macht es schwungvoll zu. 'Es zieht', sagt der alte Mann nur und nimmt seinen Erzählfaden wieder auf. 'Uns Sudetendeutsche hat es damals schon schwer getroffen.' Nach dem Krieg musste die Familie fliehen und sich hier wieder etwas aufbauen. Doch ihnen sei es in der neuen Heimat ja nicht schlecht gegangen, sagt Kottek und lächelt zufrieden. An der Wand hängen Bilder von seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln. 'Der Jüngste ist gerade ein halbes Jahr alt', erzählt Walter Kottek, einer der Söhne. In der kleinen Wohnung, in der der Jubilar nach dem Tod seiner Frau im vergangenen Jahr allein lebt, ist viel Betrieb. Es kommen Gratulanten, auch Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger schaut vorbei, und ständig klingelt das Telefon. 'Es ist schön, wenn so viel los ist', freut sich der 100-Jährige.
Seine Tage würden sonst eher ruhiger verlaufen. 'Morgens studiere ich erst einmal die Zeitung. Die lese ich jeden Tag. Ich habe ja Zeit', erzählt Kottek verschmitzt. Manchmal gehe er auch noch im Garten spazieren. 'Da nehme ich dann aber einen Stock mit, ich bin doch schon etwas älter', meint der alte Mann augenzwinkernd.
Immer wenn ein neuer Besucher kommt oder sich einer verabschiedet, steht Hermann Kottek vom Sofa auf und gibt dem Betreffenden die Hand. Und immer wieder klingelt das Telefon des 100-Jährigen. 'Gesundheit für euch, das ist wichtig', sagt Kottekt stets am Ende des Gesprächs.